Pressemitteilung von Dominik Drießen

Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg erklärt Tarifverhandlung für gescheitert


Vereine & Verbände

-"Es gibt seit vielen Monaten keine nennenswerte Annäherung. Die Gewerkschaften verweigern eine tragfähige Tarifeinigung. Angesichts des Zeitdruckes blieb uns keine andere Wahl", kommentiert Katrin Raczynski, Vorstandsvorsitzende des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg (HVD BB) die Entscheidung.

-Damit die Mitarbeiter_innen des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg für das Jahr 2020 eine Gehaltserhöhung erhalten können, hätte zeitnah ein Verhandlungsergebnis erzielt werden müssen. Nach der heutigen Verhandlungsrunde zwischen dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg (HVD BB) und den Gewerkschaften ist klar, dass die Angebote zu weit auseinanderliegen: Die Forderungen der Gewerkschaften widersprechen den vereinbarten Zielen eines neuen Tarifwerks und würden den HVD BB zudem in den wirtschaftlichen Ruin treiben.

-Deshalb erklärt der Vorstand die bisherigen Verhandlungen für gescheitert. Der Verband befindet sich nun in der herausfordernden Situation, seinen Mitarbeiter_innen eine deutliche Entgeltsteigerung noch in diesem Jahr zukommen lassen zu wollen, es mit diesen Verhandlungspartnern aber nicht zu können.

-Stattdessen verfolgt der Verband nun das Ziel einer Einigung mit dem Betriebsrat über in 2020 rückwirkende und zukünftige Entgelterhöhungen.

Berlin, 2. September 2020. Nach über zweijährigen Verhandlungen erklärt der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg (HVD BB) die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften gew und Ver.di für gescheitert. "Wir bedauern sehr, dass die Gewerkschaften unser letztes, sehr weitgehende Angebot nicht einmal verhandeln wollen", sagt Katrin Raczynski, Vorstandsvorsitzende des Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg, die Entscheidung. "Die Forderung der Gewerkschaften erfüllt weder die hohen Ansprüche an einen für alle Mitarbeiter_innen attraktiven Tarifvertrag, noch ist es für uns angesichts der Finanzierungsstruktur wirtschaftlich darstellbar. Dessen ist sich auch die Gegenseite sehr wohl bewusst. Wir bedauern es sehr, dass die spezifische Finanzierungsstruktur von uns als sozialem Träger in keiner Weise berücksichtigt wird."
So muss der Verband unter anderem die strikte Kopplung an den TV-L ablehnen. Dazu Vorstandsmitglied David Driese: "Es ist nicht im Interesse unserer Mitarbeiter_innen, die gewachsenen Verwerfungen des TV-L zu übernehmen: Insbesondere die unteren Lohngruppen sind hier vergleichsweise stark benachteiligt." Darüber hinaus gebe es im Verband Berufsgruppen und Aufgabenzuschnitte, die der TV-L gar nicht kenne. "Offenbar sind die Gewerkschaften nicht in der Lage oder nicht willens, sich auf die strukturellen und finanziellen Besonderheiten eines großen und vielfältigen Verbandes einzulassen."
Nach der heutigen Verhandlungsrunde ist eine tarifliche Einigung auf höhere Entgelte in diesem Jahr mit den Gewerkschaften nicht mehr realisierbar, im Sinne der Mitarbeiter_innen aber zwingend notwendig: Aufgrund der Zuwendungsfinanzierung in vielen Projekten, die einen Zahlungsabfluss noch in 2020 erforderlich macht, sieht sich die Verbandsspitze in der Verantwortung, noch im Monat September einen Weg zu finden, eine deutliche Entgelterhöhung für alle Beschäftigten zu realisieren. Deshalb soll hierfür, gemeinsam mit dem Betriebsrat, zügig eine interne Lösung gefunden werden. Zukünftig wird sich der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg darüber hinaus für einen Flächentarifvertrag aller sozialen Träger in Berlin stark machen.

Zum Hintergrund:
Der Verband fordert seit vielen Monaten ein nach Tätigkeitsbereichen und Finanzierungsbedingungen differenziertes Entgeltsystem. Die Unterschiede in der öffentlichen Finanzierung können nicht durch den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg ausgeglichen werden: Kindertagesstätten werden anders finanziert als die Jugend- oder Hospizarbeit. Nachdem der Weg in eine differenzierte Entgeltstruktur über zwei Jahre Überzeugungskraft seitens des Arbeitgebers benötigt hat, legen die Gewerkschaften eine Forderung vor, die insbesondere bei den Einstiegsgehältern deutlich hinter dem Angebot des Arbeitgebers zurückbleibt. Der Herausforderung, angesichts von Personalknappheit konkurrenzfähig zu bleiben, kann damit sicherlich nicht begegnet werden.

Angebot und Forderung im Vergleich:
Der HVD BB legt in seinem letzten Angebot einen Tarifaufwuchs dar, der für den größten Teil der Beschäftigten eine Erhöhung zwischen vier und bis zu rund 11 Prozent vorsieht. Im Vergleich dazu orientiert sich die Forderung der Gewerkschaften erneut eng am TV-L, wovon insbesondere die Beschäftigten profitieren, die lange im Betrieb sind. Wie auch im TV-L üblich, würden die Beschäftigten der oberen Entgeltgruppen durch den Stufenaufstieg am meisten profitieren - bis hin zu absurden Aufwüchsen von bis zu 30 Prozent. Dies ist eine Schräglage, die der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg nicht übernehmen wird und kritisch zurückweist.

Bildquelle: © Konstantin Börner
Tarifverhandlungen Sozialer Träger Gehaltserhöhung

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