Führungskräfte wollen mehr Frauen im Management
07.03.2011
Vereine & Verbände
Essen, 7. März 2011 - Die Diskussion um die Frauenquote schlägt hohe Wellen: Die Frage, wie das gesellschaftliche und unternehmerische Umfeld aussehen muss, damit Frauen in Führungspositionen gelangen, beschäftigt Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler gleichermaßen. Aktuell hat die EU-Kommission noch einmal Maßnahmen zur Frauenförderung gefordert und angekündigt, dass man bei Ausbleiben solcher Maßnahmen eine zwingende Frauenquote einführen werde.
Die aktuelle Umfrage des Berufsverbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE (DFK) zur Frauenquote unter annähernd 1.000 Teilnehmern zeigt: Deutschlands Führungskräfte sind dafür, dass mehr Frauen mit Führungsaufgaben in den Unternehmen betraut werden. Rund 87 Prozent (87,3 %) der befragten weiblichen Führungskräfte und immerhin knapp 48 Prozent (47,9 %) ihrer männlichen Kollegen sprechen sich für entsprechende Maßnahmen zur Frauenförderung in den Unternehmen aus.
An der Studie nahmen im Februar 150 Frauen und 834 Männer in Führungspositionen teil. Gefragt wurde, ob eine zwingende gesetzliche Frauenquote für die Besetzung von Führungspositionen in Unternehmen eingeführt werden sollte. 54 Prozent der weiblichen Führungskräfte plädieren für die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote in der Wirtschaft, wobei überwiegend gefordert wird, diese nicht nur für Vorstände und Aufsichtsräte, sondern für alle Führungspositionen im Unternehmen festzuschreiben. "Die Geduld der Frauen ist offensichtlich zu Ende. Sie haben wohl schon zu lange auf Maßnahmen warten müssen, die ihnen den Weg in die Führungspositionen eröffnen", schließt Dr. Ulrich Goldschmidt, Hauptgeschäftsführer des Führungskräfteverbandes, aus diesen Ergebnissen. 33,3 Prozent der Frauen ziehen eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen einer gesetzlichen Frauenquote vor. 38,2 Prozent der Männer teilen diese Ansicht. Insgesamt sprachen sich bei den Männern 51,8 Prozent gegen eine gesetzliche Frauenquote aus. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich weibliche Führungskräfte in der Altersgruppe 51 bis 60 Jahre sowie die weiblichen Nachwuchsführungskräfte im Alter bis 30 Jahre mehrheitlich für eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen aussprechen. Die befragten Frauen zwischen 31 und 50 Jahren stimmen dagegen eher der Einführung einer gesetzlichen Frauenquote zu.
Inzwischen haben nach Einschätzung des Führungskräfteverbandes viele deutsche Unternehmen begriffen, dass gut ausgebildete Frauen in Führungspositionen notwendig sind. Der demografische Wandel zwingt die Unternehmen zu handeln und die Chefetagen für Frauen weiter zu öffnen. Dennoch sei ihre Anzahl auch im internationalen Vergleich nach wie vor viel zu gering.
Dass weder eine gesetzliche Frauenquote noch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen hier automatisch für eine Besserung sorgen würden, macht Bernhard von Rothkirch, der Vorsitzende der FÜHRUNGSKRÄFTE, deutlich: "Alle Bemühungen in dieser Richtung sind zum Scheitern verurteilt, wenn es uns nicht gelingt, in den Unternehmen die Rahmenbedingungen für den Einsatz weiblicher Führungskräfte zu verbessern. Dazu brauchen wir ein Maßnahmenpaket mit zeitgemäßen und flexiblen Arbeitszeitmodellen, mit Angeboten zur Kinderbetreuung - auch vor Ort in den Betrieben - mit der Möglichkeit ein Home-Office zu nutzen. Wir brauchen eine neue Offenheit, Führungspositionen in ihrem Verantwortungsbereich so zu gestalten, dass auch Teilzeitarbeit möglich ist. Derart zeitgemäße Bedingungen für Managerinnen in unternehmerischen Führungspostionen fehlen heute noch häufig."
Verfehlt sei es aber, dieses Thema auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verkürzen. Damit erreiche man z.B. nicht die Frauen, die gewollt oder ungewollt auf Kinder verzichten, erinnert Bernhard von Rothkirch. Deshalb gelte es auch, längst überholte Klischees "über Bord zu werfen", nach denen Frauen grundsätzlich weniger als ihre männlichen Kollegen geeignet seien, verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen. Dies zeigten viele eindrucksvolle Beispiele aus Wirtschaft und Politik nicht nur in Deutschland. Eine ganze Reihe von Unternehmen sei dabei schon auf einem guten Weg, so von Rothkirch weiter. Idealerweise sollten die Unternehmen im Sinne eines Best-Practice-Ansatzes voneinander lernen. So könnten auch die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den jeweiligen Unternehmen, Branchen oder Regionen ausreichend berücksichtigt werden. Darüber hinaus müsse aber zusätzlich die Zahl weiblicher Hochschulabsolventen in Fachrichtungen wie beispielsweise den Ingenieurswissenschaften deutlich erhöht werden.
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