Deutscher Tierhilfe Verband e.V. kritisiert Vorgehen gegen Antibiotika in der Tiermast
24.07.2012
Vereine & Verbände
Hundert Millionen sogenannte Nutztiere fristen in Deutschland ein elendes Dasein in der industriellen Massentierhaltung. Bei künstlichem Licht auf engstem Raum zusammengepfercht, werden sie die wenigen Lebensmonate bis zur Schlachtreife mit Antibiotika am Leben gehalten.
Eigentlich ist die systematische Gabe von Antibiotika in der Tiermast verboten, doch unter dem Deckmantel der therapeutischen Behandlung werden sie immer noch in erheblichen Mengen eingesetzt.
Das Bundesverbraucherschutzministerium geht davon aus, dass aktuell 90 Prozent des Mastgeflügels, etwa 50 Prozent aller Mastschweine und 100 Prozent der Mastkälber in Deutschland mit Antibiotika behandelt werden.
Für die Verbraucher ist das hoch gefährlich. Die kontinuierliche Aufnahme auch nur geringer Mengen Antibiotika kann zur Ausbildung von resistenten Keimen führen, die auch auf andere Menschen oder Tiere übertragen werden können. Im Falle einer Erkrankung können sich Antibiotika dann als wirkungslos erweisen.
Auch kann der massive Antibiotikaeinsatz dramatische Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben. 90 Prozent der Antibiotika werden von den Tieren unverändert ausgeschieden. Mit dem Mist oder der Gülle landen die hochreaktiven Wirkstoffe dann auf den Feldern. Dort können die Antibiotika Bodenbakterien hemmen oder abtöten und so das natürliche Mikroorganismen-Gleichgewicht und die daran gekoppelten Nährstoffkreisläufe massiv stören. Zudem besteht die Gefahr, dass sich im Boden resistente Bakterien anreichern und ihre Resistenzgene an menschliche Krankheitserreger weitergeben.
Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner hat angekündigt, den massenhaften Einsatz von Antibiotika in der Tiermast einschränken zu wollen. Laut einem Entwurf zur Änderung des Arzneimittelgesetzes ist es ihr Ziel, "den sorgfältigen Einsatz und verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika zur Behandlung von erkrankten Tieren zu fördern und zu verbessern, um das Risiko der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu begrenzen".
Der Deutsche Tierhilfe Verband e.V. kritisiert dieses Vorgehen: "Die absolut tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen in der industriellen Tiermast sind der Grund für die Gabe von rund 780 Tonnen Antibiotika im Jahr. Will man den massenhaften Einsatz von Antibiotika verhindern, so muss man die Haltungsbedingungen ändern - und zwar grundlegend. Mit der Reform des Arzneimittelgesetzes setzt Ministerin Aigner an der falschen Stelle an. Sie sollte lieber die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung so reformieren, dass sie diesen Namen auch verdient."
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Friedrich - Alfred Str.182-184 47226 Duisburg
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