Bonner Hochschulen lassen Kooperation mit Schweinehochhaus-Betreiber wegen Tierschutzverstößen ruhen
13.09.2018
Wissenschaft, Forschung & Technik
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn haben angekündigt, ihre Kooperation bei Forschungsprojekten mit der HET GmbH, Betreiberfirma des Schweinehochhauses, und der Genesus Deutschland GmbH ruhen zu lassen. Dies geschieht als Reaktion auf Hinweise des Deutschen Tierschutzbüros auf die aktuellen Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau gegen die HET GmbH wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Sowohl die HET GmbH als auch die Genesus Deutschland GmbH werden von Michiel Taken geführt, den das Deutsche Tierschutzbüro kürzlich als größten Tierquäler Deutschlands 2018 ausgezeichnet hat. Seit 2017 betrieben die Hochschulen das Forschungsprojekt "Roiporq - Alternative Schweine" gemeinsam mit den beiden Zuchtbetrieben. Gefördert wird das Projekt durch das Landwirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalens und die Europäische Kommission mit einem Umfang von 734.994 Euro. "Wir sind froh und sehen es als richtigen Schritt, dass die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und die Universität Bonn die Zusammenarbeit mit der HET GmbH ruhen lassen. Unabhängig vom Projekt sollten Firmen, die offensichtlich tierquälerisch handeln, nicht mit Fördergeldern unterstützt werden oder mit öffentlichen Einrichtungen zusammenarbeiten dürfen", so Fabian Steinecke, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros.
Die HET GmbH und ihr Geschäftsführer Michiel Taken standen in der Vergangenheit vor allem durch das Betreiben des sogenannten Schweinehochhauses in Maasdorf bei Halle (Saale) und die damit im Zusammenhang stehenden Skandale in Bezug auf Tierquälerei in der Öffentlichkeit. Schon seit Jahren deckt das Deutsche Tierschutzbüro Missstände im Schweinehochhaus auf und fordert mit Demonstrationen, Strafanzeigen und Kundgebungen die Schließung. Es ist "einzigartig" in ganz Europa und steht stellvertretend für die Missstände in der Massentierhaltung. Durch Aufnahmen aus versteckten Kameras, die zwischen Ende 2017 und Anfang 2018 entstanden, konnten erneut mehrere Verstöße und Gesetzesbrüche im Schweinehochhaus filmisch belegt werden. Tiere wurden getreten, geschlagen, misshandelt und kleine Ferkel auf den Boden geschlagen, bis sie tot waren. Auch die hygienischen Bedingungen verstießen gegen grundlegende Vorschriften. Nach der Sichtung der Aufnahmen leitete die zuständige Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Tierquälerei gegen die HET GmbH und Michiel Taken ein. Eine Petition des Deutschen Tierschutzbüros für die Schließung der Anlage haben bisher über 260.000 Personen unterschrieben.
Das Projekt "Roiporq - Alternative Schweine" wurde 2017 angestoßen und solle bis zum Jahr 2019 laufen. Inhalt des Projekts ist das Testen einer speziellen Schweinekreuzung auf ihre Markteignung, die sich für konventionelle und ökologische Mast eignen solle. Das Fleisch dieser Kreuzung solle für Verbraucher/innen sensorisch unterscheidbar sein und sich dadurch von konventionell erzeugtem Schweinefleisch erkennbar abheben. Bei Aufzucht und Mast solle auf den Einsatz von Antibiotika sowie auf zootechnische Eingriffe verzichtet werden. Dies umfasst, dass männliche Tiere nicht kastriert und Zähne nicht geschliffen werden. "Der Hintergrund des Forschungsprojekts ist auf mehr Tierwohl, soweit das im Rahmen der Massentierhaltung möglich ist, ausgelegt und eigentlich begrüßenswert. Es ist jedoch besonders fragwürdig, dass mit solch einem Projekt tierquälerische Unternehmen, wie die von Herrn Taken, betraut werden", so Fabian Steinecke.
Weitere Informationen zur Kampagne: https://www.tierschutzbuero.de/schweinehochhaus-schliessen/
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