Wiesbaden vor 600.000 Jahren
20.06.2023
Wissenschaft, Forschung & Technik
Buch über die in den Mosbach-Sanden nachgewiesene exotische Tierwelt
Biebrich – In Wiesbaden und Mainz gab es immer wieder Menschen, die glaubten, sie hätten in den Mosbach-Sanden eindeutige Hinweise für die Anwesenheit von Frühmenschen gefunden. Mit diesen Männern befasst sich eines der zahlreichen Kapitel des 552 Seiten umfassenden Buches „Wiesbaden vor 600.000 Jahren. Die Fossilien der Mosbach-Sande“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst:
Die nach dem ehemaligen Dorf Mosbach zwischen Wiesbaden und Biebrich benannten Mosbach-Sande gelten als eine der bedeutendsten Fossilienfundstätten in Europa. Dort hat man seit Mitte des 19. Jahrhunderts in ungefähr 600.000 Jahre alten Flussablagerungen des Ur-Mains und Ur-Rheins immer wieder Knochen und Zähne einer teilweise exotischen Tierwelt entdeckt, die man eher in Afrika als in Deutschland vermuten würde. Zu den Exoten der Mosbacher Sande gehören bis zu 3,60 Meter lange Riesenlöwen, Europäische Jaguare, löwengroße Säbelzahnkatzen, Geparden, Hyänen, Nashörner, Elefanten, Flusspferde, Hundsaffen und Geier.
Anders als in den etwa gleichaltrigen Mauerer Sanden von Mauer bei Heidelberg hat man in den Mosbach-Sanden während mehr als 150 Jahren noch keinen fossilen Rest wie den Unterkiefer des Heidelberg-Menschen geborgen. Warum aber sollten sich am Main, der vor rund 600.000 Jahren in der Wiesbadener Gegend weiter nördlich und westlich als heute in den Rhein mündete, im Gegensatz zu den Ufern des Neckars bei Mauer keine Frühmenschen aufgehalten haben? Hier wie dort hätte es damals reichlich Jagdbeute gegeben. Doch auch von vielen anderen Flüssen im Gebiet von Deutschland liegen keine Hinweise auf die Anwesenheit von Frühmenschen vor.
Was man unter günstigen Umständen am ehemaligen Ufer eines Flusses aus dem Eiszeitalter entdecken kann, zeigte sich im Mai 2013 an der Küste bei Happisburgh unweit der Stadt Cromer in Norfolk (Ostengland). Dort spülte eine Sturmflut eine Schicht frei, in der vor etwa 800.000 Jahren eine kleine Gruppe von Frühmenschen ihre Fußabdrücke hinterlassen hatte.
Vielleicht entdeckt irgendwann jemand zufällig oder geplant, einen Schädel, Zähne, Skelettreste oder Fußspuren eines Frühmenschen in ungefähr 600.000 Jahre alten Flussablagerungen der Mosbach-Sande bei Wiesbaden? Man könnte einen solchen Sensationsfund guten Gewissens einem Mosbach-Menschen, Wiesbaden-Menschen, Main-Menschen oder Rhein-Menschen zuordnen, rät Ernst Probst.
Raritäten gab es auch unter den Funden aus den Mosbach-Sanden, die sich in der Gegend von Biebrich, Amöneburg, Kastel und Erbenheim erstrecken und durch Sandgruben sowie Steinbrüche erschlossen wurden. Zum Beispiel kennt man vom Hundskopfaffen Macaca bisher nur einen einzigen Fund. Nämlich ein Oberkiefer-Bruchstück mit Zähnen, das 1961 bekannt wurde.
Zu den Ersten, die sich um die Erforschung der Mosbach-Sande verdient gemacht haben, gehören der Wiesbadener Museumsdirektor Fridolin Sandberger, der Wiesbadener Konservator August Römer sowie die Mainzer Museumsdirektoren Wilhelm von Reichenau (Erstbeschreiber des Mosbacher Löwen, Mosbacher Bären und Mosbach-Pferdes), Otto Schmidtgen und Herbert Brüning.
Funde aus den Mosbach-Sanden kann man im Museum Wiesbaden und im Naturhistorischen Museum Mainz bestaunen. Das reich bebilderte Buch „Wiesbaden vor 600.000 Jahren“ ist weltweit nur bei Amazon im Internet erhältlich. Der Wissenschaftsautor Ernst Probst hat von 1986 bis heute etwa 450 Bücher, Taschenbücher und Broschüren veröffentlicht, die weltweit bei Amazon und teilweise zusätzlich auch im Buchhandel erworben werden können.
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