Reha-Sonderfonds hilft bedürftigen Krebspatienten
12.04.2012
Medizin, Gesundheit & Wellness
PASSAU/KELLBERG - Mit einem bundesweit einmaligen Reha-Sonderfonds hilft eine onkologische Rehabilitationsklinik bedürftigen Krebspatienten und will restriktive Kostenträger zum Nachdenken bringen. "Wenn dringend notwendige Therapiemaßnahmen durch die Krankenkassen abgelehnt werden, springt der Sonderfonds unbürokratisch ein", erklärt Prof. Dr. Hannes Schedel von der onkologischen Reha-Klinik Prof. Schedel in Kellberg (Lkr. Passau).
Die Operation ist beendet, nun steht ein Reha-Aufenthalt an: Gerade bei der Krebsbehandlung trägt eine effektive Rehabilitation und Anschlussheilbehandlungsmaßnahme entscheidend zur Genesung bei. Von den Krankenkassen können dabei erhebliche bürokratische Hürden ausgehen. Außerdem werden oft stationäre Maßnahmen ambulant umgelenkt mit möglichen Nachteilen für die Patienten. Ein Konflikt, der nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte in der onkologischen Reha-Klinik Prof. Schedel.
Klinikleiter Professor Dr. Hannes Schedel ergreift nun selbst die Initiative: "Wenn eine Therapieeinheit für den Patienten wichtig ist, die ihn auf seinem Genesungsweg ein großes Stück vorwärts bringt, dann heißt es einfach handeln", weiß der Leiter der gleichnamigen onkologischen Reha-Klinik. Gerade weniger vermögende Patienten könnten sich eine von den Kostenträgern abgelehnte Maßnahme aus der eigenen Tasche oft nicht leisten oder bekommen nur Teile eines dringend notwendigen Reha-Aufenthaltes erstattet. "Sehr schnell können hier Kosten im drei- bis vierstelligen Euro-Bereich entstehen, die die Betroffenen extrem belasten", weiß Schedel aus der Vergangenheit.
Hilfe ist also notwendig - schnell und unbürokratisch. Um dies zu realisieren, starteten Prof. Schedel und sein Team rund um Chefarzt Markus Higi einen Sonderfonds, der in diesen Fällen für betroffene Patienten einspringen kann. Aufgestockt wird der Fonds durch private Einlagen des Klinikleiters selbst.
"Wenn wir zu Beginn der Reha-Maßnahme von Patienten sehen, dass hier für ihn eventuell ein Therapieproblem aufgrund fehlender Kostenübernahme entsteht, setzen wir uns zusammen. Wir besprechen das Therapiekonzept und füllen die Lücke dann über den Sonderfonds auf", erläutert Prof. Schedel die Idee. "So können wir im Sinne des Patienten handeln und müssen uns nicht etwaigen Kostenbeschränkungen beugen."
Bislang kamen neun Patienten in den Genuss der Kellberger-Initiative. "Im Grunde ist es ein Armutszeugnis für unser Gesundheitswesen, wenn wichtige und notwendige Therapiemaßnahmen gerade bei so eklatanten und lebensbedrohlichen Erkrankungen aus bürokratischer Umständlichkeit oder Kostengründen zum Teil nicht genehmigt werden", kritisiert Prof. Schedel, "aber letztlich trägt der Patient daran ja keine Schuld, und wir wollen doch, dass dem einzelnen geholfen werden kann."
Gedacht sind die Zuschüsse aus dem Kellberger Sonderfonds für Patienten, die tatsächlich in finanziellen Nöten sind, was entsprechend geprüft wird. Die Hilfe kann dabei auch über die reine Kostenübernahme für Therapien hinausgehen. "Vor kurzem hatten wir eine Reha-Patientin bei uns, für die wir die Kosten des Aufenthaltes ihres ebenfalls kranken Mannes, den sie nicht allein lassen konnte, übernommen haben", erinnert sich Prof. Schedel, "auch für solche Fälle ist unsere Initiative gedacht."
Es bleibt zu hoffen, dass das Kellberger-Modell bundesweit Schule macht oder zumindest die Krankenkassen einmal zum Nachdenken animiert.
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