Pressemitteilung von Susanne Schröter

parteilos - kommunal - souverän - Eine beachtliche politische Kraft - und doch als Gruppe unsichtbar (Wams) - Parteiunabhängige Bürgermeister und Lan


Politik, Recht & Gesellschaft

Nach Auswertung der Daten der Statistischen Landesämter von 2005 bis heute*, stieg der Anteil der parteilosen (Ober-)Bürgermeister von einem Drittel auf besagte 45%, die der Oberbürgermeister kreisfreier Städte von 9 auf rund 12%, die der Landräte blieb relativ konstant.

Diese Zahlen werden sich in 3 Monate verändert haben, nachdem in Bayern am 16.3., in Brandenburg, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und NRW am 25.5. neben den Kommunalwahlen auch viele Direktwahlen stattfanden - wobei interessant sein dürfte zu beobachten, ob sich der Trend der letzten Jahre fortsetzt.

"Parteilos" ist attraktiv!

Die parteilosen Amtsträger eint eine Maxime: Sie fühlen sich ausschließlich "Ihren Bürgerinnen und Bürgern" verpflichtet und keiner Parteiräson. Dieser Grundsatz ist mittlerweile so erfolgreich, dass Kandidaten mit Parteibuch zunehmend im Wahlkampf ihre Parteizugehörigkeit unter den Tisch fallen lassen. Kein Wunder, denn lt. Politik-Professor Hans-Georg Wehling (Universität Tübingen) ist bereits "die Wahlempfehlung einer Partei für einen Kandidaten ziemlich tödlich", wie er bereits Ende 2010 in einem Interview dem Südkurier verriet.

Beispiele für "plötzlich Parteilose" wird es bestimmt auch bei den kommenden Direktwahlen geben. Sicherlich werden die entsprechenden Kandidaten ganz andere Hintergründe für ihre Aufstellung als "Unabhängiger" vorbringen, aber die Untersuchungen verschiedener Politikwissenschaftler belegen: "Ein parteiloser Kandidat hat schlicht die besseren Chancen", wie auch Oscar Gabriel (Universität Stuttgart) im September 2009 in der Stuttgarter Zeitung betonte. In Baden-Württemberg, wo bereits seit Generationen der Schultheiß direkt gewählt wird, hat die Unabhängigkeit des Kandidaten schon traditionell eine große Bedeutung - mittlerweile sind über 60% der hauptamtlichen Bürgermeister dort parteilos. Aber auch in den Bundesländern, die erst vor jüngerer Zeit die Direktwahl eingeführt haben, steigen die Chancen für parteilose Bewerber.

Die Parteilosen sind vielen Parteipolitikern inzwischen ein Dorn im Auge

Dies mutmaßte Heinrich Stommel, Bürgermeister der Stadt Jülich, NRW im April 2013 in einem Interview mit der Aachener Zeitung. Hintergrund ist die 'Ausstiegsklausel', welche die Landesregierung in Düsseldorf voriges Jahr allen Bürgermeistern anbot, um die Wahlen der Kommunalparlamente (2014) und der Wahlbeamten (eigentlich 2015) wieder zusammenzuführen. "Bei der Entkopplung von Kommunal- und Bürgermeisterwahlen haben auch nicht-parteigebundene Kandidaten gute Chancen. Nehmen Sie als Beispiel Baden-Württemberg. Aber genau das gefällt offenbar einigen Parteifunktionären nicht.", so BM Stommel.

Im Juni 2014 werden wir spätestens wissen, ob sich die Wähler von solchen "parteipolitischen Finten" beeinflussen lassen.

Susanne Schröter, vendoro.de (http://www.vendoro.de) - http://www.der-buergermeistertag.de (http://www.der-buergermeistertag.de)

Hintergrund:
Bürgermeister werden, außer in den Stadtstaaten sowie Bremerhaven, in allen Bundesländern direkt gewählt - entsprechend der Süddeutschen Ratsverfassung, die, ursprünglich nur in Bayern und Baden-Württemberg vorherrschend, sich seit Ende der 1990er Jahre in nahezu allen Kommunalverfassungen durchgesetzt hat (Ausnahme: Hessen). Mit dem Wechsel des Verfassungstyps inklusive der Einführung von mehr direktdemokratischen Beteiligungsformen, wie der Direktwahl-, aber auch Abwahlmöglichkeit von Bürgermeistern und Landräten, dem Bürgerentscheid sowie dem Bürgerbegehren, versprach man sich auch, der allgemeinen Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Ein weiterer Effekt ist die schwindende Präsenz der Parteien an der Kommunalspitze, denn durch die Direktwahlmöglichkeit kommen zunehmend Parteilose ans Ruder. Mittlerweile suchen sogar immer öfter Parteien - mangels geeigneter Kandidaten in den eigenen Reihen - per Stellenanzeige nach (meist parteilosen) Bewerbern, die über das erforderliche Führungs- und Fachpotential verfügen.

Die Bevölkerung traut den Politikern offenbar immer weniger zu, der Kommune und der Partei gleichermaßen zur vollsten Zufriedenheit dienen zu können. Hinzu kommen oft genug die Verärgerung über parteipolitische Grabenkämpfe oder politischen Filz, was nicht unbedingt zu Politik-, aber gewiss zu Parteienverdrossenheit führt. Wenn dann ein Kandidat keine höhere Qualifikation als sein Parteibuch aufzuweisen hat, entscheiden sich die Wähler bevorzugt für den Bewerber mit der größten Parteiendistanz - und natürlich mit der größten Sachkenntnis. Lt. Dr. Timm Kern, Autor des Buches "Warum Bürgermeister abgewählt werden", wählt die Bevölkerung einer Gemeinde zunehmend Kandidaten mit Verwaltungsfachwissen.

*Hinweis zu den Zahlen:
Die Daten der Statistischen Landesämter müssen bzgl. der Parteizugehörigkeit der angegebenen Mandatsträger überwiegend nachrecherchiert werden, da die Angabe einer Parteimitgliedschaft keine Pflicht ist. In der Regel wird angegeben, wer den Wahlvorschlag gemacht hat. Somit ergibt sich folgende Problematik:
- Ein Kandidat, der Träger des Wahlvorschlags einer Partei ist, muss nicht zwangsläufig Parteimitglied in der Partei sein, für die er antritt.
- Ein Kandidat, der ohne Angaben zum Träger des Wahlvorschlags antritt, kann Mitglied in einer Partei sein.

Das herauszufinden, ist überwiegend Handarbeit und birgt eine Fehlerquelle, die es nicht zulässt, absolute Zahlen zu nennen - zumal auch immer wieder Mandatsträger aus einer Partei austreten oder Mitglied einer Partei werden. Der bundesweite Trend ist aber eindeutig. Wir rechnen mit einer maximalen Abweichung von 2 Prozentpunkten - nach unten wie nach oben!
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