Lust auf Zukunft?
17.12.2013
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Der Vorstandsvorsitzende der Ingenics AG appelliert an Wirtschaft und Politik, nachhaltiges Wirtschaften als Chance zu begreifen
Dass wir exakt 300 Jahre nach der, soweit nachweisbar, erstmaligen Verwendung des Begriffs "Nachhaltigkeit" das nachhaltige Wirtschaften zu unserem Zentralthema für das kommende Jahr gemacht haben, mag ein Zufall sein. Kein Zufall ist aber, dass wir heute auf ganz anderen Wegen zu denselben Schlüssen gelangen wie damals der Sachse Hans Carl von Carlowitz, der diesen Begriff für die Kommunikation seiner Vorstellung einer vernünftigen Wald- und Forstwirtschaft gebrauchte.
Während vorausschauende Persönlichkeiten in der barocken Welt des 18. Jahrhunderts entdeckten, dass Ressourcen endlich sind - noch vor der ersten großen Industrialisierungswelle begannen die vermeintlich unermesslichen deutschen Wälder dramatisch zu schrumpfen -, haben wir es heute mit einer weit fortgeschrittenen Problemlage zu tun. Wir wissen längst, dass wir unsere Lebensgrundlagen schneller verbrauchen, als sie sich regenerieren können. Mineralöl, seltene Erden und andere Rohstoffe werden knapp; Wasser und Energie stehen in den meisten Ländern nur in begrenztem Umfang zur Verfügung, während sich die Indizien dafür mehren, dass das Klima in nicht revidierbarer Weise lebensfeindlich wird. Doch Weltbevölkerung und Geldmengen wachsen.
Wir alle haben die Pflicht, zu tun, was in unserer Macht steht, um die weitere industrielle Entwicklung nachhaltig und lebensfreundlich zu gestalten. Wer etwa die Position vertritt, das lohne sich nicht, weil sich in anderen Teilen der Welt sowieso niemand an solch schöne Ideen halte, unterliegt einem in jeder Hinsicht fatalen Irrtum. Denn zum einen braucht jede Entwicklung Protagonisten, die den Weg weisen; zum zweiten wächst - und das sage ich ohne jede Häme! - der Leidensdruck auch dort, wo die Entwicklungen lange ignoriert wurden; und zum dritten werden die Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem Thema "Nachhaltige Produktion" beschäftigen, spätestens dann die Nase vorne haben, wenn die Politik unter dem Druck der Bevölkerung einschneidende Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften vorgeben muss.
Je intensiver wir uns in den vergangenen Monaten mit dem Thema beschäftigt haben, desto größer wurde unsere Zuversicht, dass es uns gelingen wird, die problematische Situation in die Entwicklung von Lösungen münden zu lassen, die Nachhaltigkeit fördern.
Wie wir festgestellt haben, liegen wir insofern weitgehend auf einer Linie mit der Strategie zur Stärkung der "Corporate Social Responsibility" (CSR-Strategie) der Europäischen Kommission, die Unternehmen dazu aufruft, "Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft" zu übernehmen. Nicht minder bedeutsam ist aus unserer Sicht der Ansatz der Bundesregierung, die hohen Niveaus bei Sozial- und Umweltstandards international tätiger deutscher Unternehmen als Standortfaktor zu propagieren und - unter der Leitidee "CSR Made in Gemany" - eine Berichtspflicht zu Nachhaltigkeitsleistungen für international tätige große, mittlere und kleine Unternehmen einzuführen.
Sich auf die Idee zu verpflichten, vorausschauend zu wirtschaften und auf ökologische und soziale Auswirkungen sämtlicher Aktivitäten zu achten, ist kein Luxus, sondern gerät als neuer Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft zur Notwendigkeit und Verpflichtung. Die Ingenics AG selbst wird Anfang 2015 erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen. Sie dürfen uns - wie immer - beim Wort nehmen.
Oliver Herkommer
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