Pressemitteilung von Helene Wilms

Bei der intelligenten Vernetzung liegt Deutschland vorne - dennoch müssen Unternehmen dringend mehr IT-Kompetenzen aufbauen


Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen

(Ulm) - Zum 14. Mal lud die Ingenics AG Entscheider aus der Wirtschaft zu den "Ulmer Gesprächen" ein. Im Stadthaus am Münsterplatz begrüßte CEO Oliver Herkommer am 15. Oktober rund 170 Führungskräfte aus deutschen Unternehmen. Unter der Überschrift "Industrie 4.0 - Vom Nebeneinander zum Miteinander von Mensch und Maschine - Effizienz durch mehr Intelligenz in Prozessen und Systemen" schlug Ingenics (http://www.ingenics.de/de/) mit vier Vorträgen einen großen Bogen vom Anwender, der sehr konkrete Vorstellungen von Industrie 4.0 hat und schon Erfolge melden kann, über den speziellen Bereich des so genannten 3D-Druck-Verfahrens bis hin zur Präsentation der wichtigsten Ergebnisse der Ingenics Studie "Produktionsarbeit der Zukunft" durch das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO).

Auf dem Weg zur wirtschaftlichen Fertigung der Losgröße eins wird der Mitarbeiter vom Bediener zum "Augmented Operator"

Weil uns die Auseinandersetzung mit "Industrie 4.0" weiterhin intensiv beschäftigen muss und wird, stellt Ingenics das Thema ein weiteres Jahr in den Mittelpunkt seiner gesamten Kommunikation. "Die Digitalisierung mit allen Facetten ist zu komplex, um sie in einem Jahr abzuhandeln", erklärte Oliver Herkommer. Immerhin gebe es Unternehmen, in denen der Produktentstehungsprozess heute schon die Realität von morgen erkennen lasse. Dass man als eines der führenden technischen Beratungsunternehmen an entsprechenden neuen Beratungsprodukten arbeitet, versteht sich.

Die als Moderatorin engagierte SWR Hörfunkredakteurin Stefanie Anhalt überließ anschließend das Mikrofon Dipl.-Ing. Johann Hofmann, Leiter des Geschäftsbereichs "Value Facturing" bei der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH in Regensburg. Zuvor wies sie darauf hin, dass zeitgleich mit diesen Ulmer Gesprächen der Stuttgarter Landtag eine Strategie beriet, die Baden-Württemberg zum Vorreiter für Industrie 4.0 machen soll.

Johann Hofmann bot ein beeindruckendes Beispiel für den erfolgreichen Einstieg in 4.0. Die Maschinenfabrik Reinhausen hat seine Vorstellungen im Wesentlichen bereits umgesetzt und bekam für "Deutschlands intelligenteste Fabrik" (Presse) den ersten "Industrie 4.0 Award" der Zeitschrift "Produktion". "Das intelligente Werkstück navigiert sich selbständig durch die Supply Chain und steuert seine Anwendung selbst", beschrieb Johann Hofmann das papierlose "Value Facturing" mit einer Datendrehscheibe als zentrales Assistenzsystem für die dem Maschinenpark zur Verfügung gestellte Datenanreicherung. "Wichtig ist, dass auf dem Weg von CIM über Lean und über die Segmentierung in der fraktalen Fabrik bis zu Industrie 4.0 kein Schritt ausgelassen wird", so Johann Hofmann. Komplexität sei zwar nicht wirklich berechenbar, aber zusammen würden Lean und 4.0 zu einer Methodik, mit der sich die Komplexität beherrschen lasse. Auf dem Weg zur wirtschaftlichen Fertigung der Losgröße eins müsse sich der Mitarbeiter vom Bediener zum Steuerer bzw. zum "Augmented Operator" in der "Smart Factory" entwickeln.

Vertausendfachung der Produktivität durch 3D-Druck-Verfahren

Mit der Frage "3D-Druck-Verfahren - Medienhype oder industrielle Revolution?" griff der Leiter des Instituts für Laser- und Anlagensystemtechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg und Geschäftsführer der LZN Laser Zentrum Nord GmbH, Prof. Dr.-Ing. Claus Emmelmann, einen Aspekt von Industrie 4.0 auf, der zu Recht in aller Munde ist, obwohl die Wenigsten mit den technischen Details dieses additiven Fertigungsverfahrens (Materialien: Draht, Pulver, Folie, Paste etc.) vertraut sind. "Wir sprechen über die Möglichkeit einer Produktivitätssteigerung um das 1.000fache", betonte Prof. Emmelmann. Die benötigte Lasertechnologie sei ja heute schon kein entscheidender Kostenfaktor mehr. "Die industrielle 3D-Druck-Revolution hat begonnen, die USA investieren eine Milliarde USD, die Chinesen wahrscheinlich noch mehr, aber noch kommen alle Maschinen aus Deutschland, wo neuartige Wertschöpfungsketten entwickelt werden." Das 3D-Druck-Verfahren ermögliche eine 1.000fache Beschleunigung. "Jetzt lautet unsere Frage: Werden wir die Technologie in Deutschland entschlossen weiterentwickeln oder werden wir wieder einmal zuschauen, wie Andere an unseren Ideen verdienen?" Es gebe Branchen, in denen heute schon Geld mit der neuen Technologie zu verdienen sei, so Prof. Emmelmann. Im Flugzeugbau etwa sei man gerne bereit, für leichtere Teile Geld auszugeben, die Medizintechnik sei z. B. an körperverträglichen Implantaten interessiert. So werden für die Luft- und Raumfahrt Verbindungsteile mit Gitterstrukturaufbau entwickelt, die eine beispiellose Gestaltungsfreiheit mit einer konkurrenzlos kurzen Time-to-market und einer hohe Ressourcen- und Energieeffizienz verbinden. In einem Fall konnte durch derartiges "Light Engineering" die Lieferzeit für Ersatzteile von 96 auf 22 Wochen reduziert werden.

Industrie 4.0 wird nur zum Erfolg, wenn es mehr ist, als reine Technologienutzung

Ob man im Zusammenhang mit Industrie 4.0 von einer Revolution der Arbeitsgestaltung sprechen kann oder der Begriff Evolution treffender ist, wird die große Studie zur Produktionsarbeit der Zukunft, die Ingenics gemeinsam mit dem IAO durchgeführt und inzwischen weitgehend abgeschlossen hat, vielleicht noch nicht abschließend beantworten können. Dr.-Ing. Sebastian Schlund, Leiter des Competence Centers Produktionsmanagement beim IAO, stellte immerhin klar, dass nicht befürchtet werden muss, die echtzeitfähige intelligente Vernetzung von Teilen mit IP-Adressen in sich selbst organisierenden Systemen würde zu "Fabriken ohne Menschen" führen. Zwar könnten in den kommenden 20 Jahren die Jobs von zwei Dritteln der Maschinenbediener entfallen - für einen erheblichen Teil davon werden aber neue Aufgabengebiete als "kreative Facharbeiter mit Zusatzqualifikationen" entstehen. Dass in rund 50 Prozent der 518 überwiegend mittelständischen Unternehmen (durchschnittlich 250 Mitarbeiter) wichtige Voraussetzungen wie die zuverlässige WLAN-Verfügbarkeit und ein Breitbandnetz verfügbar sind, ist wohl nicht so überraschend wie der Umstand, dass über 60 Prozent angaben, entweder die fehlende Fähigkeit zur Veränderung in der Organisation oder fehlende technische Voraussetzungen seien entscheidende Hindernisse bei der Realisierung von 4.0. Als Mehrwert wurde vor allem die Effizienzsteigerung im Bereich der Vernetzung von Maschinen (72 Prozent), der Supply Chain (78 Prozent) und der Auftragsabwicklung (77 Prozent) gesehen. Dass es zu einer Flexibilisierung der Arbeitszeitsysteme kommen werde, erwarten 63 Prozent, Qualifizierungsbedarf der Mitarbeiter im indirekten Bereich erwarten 80, in der Logistik immerhin 75 Prozent. "Die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen, interdisziplinäres Denken und Handeln, die Fähigkeit zum permanenten Austausch zwischen Mensch und Maschine und die Erfordernis von mehr Systemwissen sind die Kompetenzen, deren Bedeutung am meisten zunehmen wird", so Dr. Schlund. "4.0 wird nur zum Erfolg, wenn es mehr ist, als reine Technologienutzung, mein Rat lautet: Beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter als Gestalter und Innovatoren. Dann wird 4.0 die Wertschöpfung tiefgreifend verändern." Die Studie, die entscheidende Hinweise darauf gibt, welche Herausforderungen im Bereich der Arbeitsorganisation zu bewältigen sein werden, wird ab Mitte November abgeschlossen sein und in gedruckter Form vorliegen.

Die Revolution in evolutionären Schritten - jetzt den Einstieg nicht verpassen

Heute geben sechs Prozent der - durch Ingenics und IAO befragten - Unternehmen an, bereits Aspekte von 4.0 zu realisieren. In der die Fachvorträge abschließenden Diskussion der Referenten war man sich einig, dass gerade die deutsche Wirtschaft beste Chancen hat, die "Smart Factory" (so die international übliche Bezeichnung) zur Erfolgsgeschichte zu machen. "Deutschland kommt von der Automatisierung her, das ist ein ganz großer Vorteil", sagte Oliver Herkommer. Entscheidend sei jetzt, den Einstieg nicht zu verpassen. "Wir raten dazu, die Elemente herauszugreifen, die einen unmittelbaren Nutzen bringen, für alle Beteiligten ist die Revolution in evolutionären Schritten am besten zu verkraften." Auf keinen Fall sei es ratsam, zu warten, bis der Wettbewerbsdruck zum Handeln zwinge, rät auch Prof. Emmelmann. "Sonst kann es passieren, dass es der deutschen Wirtschaft geht, wie beim Faxgerät oder beim MP3-Player: Wir erfinden, andere verdienen." Dr. Schlund wies auf die Problematik der Datensicherheit hin, die in den kommenden Jahren noch einiges Nachdenken erfordern werde. Derzeit, waren sich alle einig, liegt Deutschland bei der intelligenten Vernetzung weit vorne. Das Dringendste sei nun der Aufbau zusätzlicher IT-Kompetenzen und die weitere Entwicklung digitaler Tools, zum Beispiel für die Konstruktion und den gesamten Produktentstehungsprozess.

Im Vergleich mit den schwergewichtigen Themen rund um Industrie 4.0 war der abschließende Vortrag von Werner Tiki Küstenmacher geradezu entspannend. Der durch seine ZDF-Videokolumne "Tikis Welt" bekannt gewordene evangelische Pfarrer und Journalist wurde mit dem Ratgeber "simplify your life", der in 40 Sprachen übersetzt und über drei Millionen mal verkauft wurde, zum Bestsellerautor. Für die Ulmer Gespräche hatte er sich eine Betrachtung über die Gehirnfunktionen, insbesondere das für die Verarbeitung von Emotionen und die Entstehung von Triebverhalten verantwortliche limbische System ausgesucht.

Mit dem programmatischen Fazit "Die Frage, ob man in Industrie 4.0 einsteigen soll oder nicht, stellt sich nicht mehr, wir sind längst mittendrin und in den kommenden fünf Jahren werden elf Milliarden Euro in die digitale Vernetzung investiert, deshalb gilt es jetzt, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln", bat Oliver Herkommer zum finalen "Flying Buffet" mit Musik und weiteren angeregten Gesprächen.
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