Europa Konsumbarometer 2011: Kinogenuss in den eigenen vier Wänden
14.04.2011
Elektro & Elektronik
München, 14. April 2011: Die Absatzzahlen für Fernseher und Hightech-Ausstattung erleben ein neues Hoch. Dies geht aus dem Europa Konsumbarometer 2011, einer Studie der Commerz Finanz GmbH in mehreren europäischen Ländern, hervor. "Die Branche der Unterhaltungselektronik kann sich freuen", so Dr. Anja Welsch, Bereichsleiterin Vertriebsmanagement der Commerz Finanz GmbH. "Für das Kinogefühl im eigenen Wohnzimmer geben die Europäer gern viel Geld für die neuste Technologie aus."
Der Tiefpunkt der HiFi-Branche ist überwunden. In den meisten befragten Ländern verzeichnet das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Anstieg. Dabei überzeugen Deutschland (9,20 Mrd. Euro) und Frankreich (7,90 Mrd. Euro) mit den höchsten Absatzzahlen. In Ungarn und der Tschechischen Republik zeigen sich die Verbraucher sehr sparsam. Hier verbucht der Elektrowaren-handel einen Rückgang der Umsätze, bei den Ungarn um zehn Prozentpunkte und bei den tschechischen Verbrauchern um knapp sieben Punkte.
Erhöhter Etat im Vergleich zum Vorjahr
Elektronische Geräte stehen bei den Europäern hoch im Kurs. Dies spiegelt sich auch in der Ausgabebereitschaft der Verbraucher wieder. Im Vergleich zum Vorjahr haben sie ihr Budget für HiFi-Artikel erhöht. Besonders großzügig sind die Portugiesen. Bei vergleichbarem Einkommen bezahlen sie bis zu 327 Euro für Elektrogegenstände. Frankreich (223 Euro) und Deutschland (172 Euro) belegen die folgenden Ränge. In Osteuropa hingegen sind die Konsumenten nicht bereit mehr als 100 Euro auszugeben.
Verkäufer nach wie vor gefragt
Um einen Fehlkauf zu vermeiden, stellen die Europäer ausführliche Recherchen an. Bei 47 Prozent der Deutschen dauerte die Informations- und Entscheidungsphase beim letzten Kauf von Hightech-Produkten bis zu einem Monat.
Beim Kauf von Flachbildschirm und Co. wird vor allem in der Generation 50 plus gerne verhandelt. In Deutschland versucht mehr als jeder Dritte über 50-Jährige einen Rabatt zu erhalten (Europa: 28%). Die jungen Europäer hingegen sind eher bereit, vorgegebene Preise zu akzeptieren.
Mehr als jeder zweite Befragte (57%) wendet sich beim Kauf von Hightech-Produkten an einen Verkäufer. Im Vergleich suchen mehr ältere (62%) als jüngere Verbraucher (53%) die Unterstützung eines Verkäufers.
Kaufabsichten nehmen zu
Die Lust auf Unterhaltungselektronik scheint auch in 2011 nicht abzuebben. In Europa nehmen die Kaufabsichten von 26 auf 28 Prozent zu. Insbesondere die Italiener haben es auf die neueste Technologie abgesehen, die Kaufabsichten liegen hier bei 36 Prozent. Auch Deutschland (31%) investiert gern im Bereich TV und HiFi.
Serviceleistung muss stimmen
Die Angebotsvielfalt nimmt weiter zu. Damit erhöhen sich auch die Ansprüche der Konsumenten. Heute reicht es nicht mehr aus, nur ein qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten. Der Service muss ebenfalls stimmen. Knapp zwei Drittel der Europäer (unter 30-Jährige 60% und über 50-Jährige 63%) sind bereit, für zusätzliche Serviceleistungen mehr zu bezahlen. Im Hightech-Bereich spielt der Montage- und Lieferservice eine große Rolle. Hier fehlt es den Kunden oft an Fachkenntnissen für die ordnungsgemäße Installation der technischen Geräte. Diese Serviceleistung ist vor allem für die Gruppe der über 50-jährigen Verbraucher entscheidend. Fast 53 Prozent der älteren Deutschen sind einverstanden, für den Kundendienst tiefer in den Geldbeutel zu greifen.
Konsum und Handel am Anfang des 21. Jahrhunderts
Wie ist das Konsumverhalten der unter 30-Jährigen Europäer im Vergleich zur Generation 50 plus?
Europa: Nationale Unterschiede prägen die Stimmung
Das Stimmungsbild in Europa könnte nicht unterschiedlicher ausfallen. Besondere Zuversicht legen die Deutschen an den Tag. Sie empfinden die Gesamtsituation 2010 mit 5,8 von 10 möglichen Punkten als gut und vergeben für die Entwicklung des kommenden Jahres 6 Punkte. Damit liegen sie im europäischen Bereich an der Spitze. Auch in Großbritannien (4,8 Punkte) und Russland (4,9) beurteilen die Verbraucher die aktuelle Gesamtsituation ihres Landes in 2010 positiv, während sich die südeuropäischen Nachbarn pessimistischer zeigen. Insbesondere Portugal kommt nur auf 2,6 Punkte. Die zukünftige Entwicklung der Länder schätzen die Europäer dagegen zuversichtlicher ein: mit 4,3 Punkten ist die Prognose im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (+0,2 Prozentpunkte).
Kaufverhalten: neue Regeln für den Konsum
Mit der Wirtschaftskrise hat sich das Kaufverhalten der Verbraucher verändert. 2011 präsentiert sich der Konsument aufmerksam und misstrauisch gegenüber Marken. Über ein Viertel der befragten Europäer nehmen einzelne Marken als sehr unterschiedlich wahr und nutzen diese als eine wichtige Orientierungshilfe. Trotzdem schaffen sie es nicht mehr, die Kunden dauerhaft zu binden.
Prof. Dr. Bauer der Universität Mannheim beschreibt das Phänomen des Wechselkäufers: "Nur wenigen Marken gelingt es heute noch, tiefer gehende Verbraucherpräferenzen zu entwickeln. Viele Unternehmen setzen in diesem Zusammenhang auf die emotionale Positionierung ihrer Marke, um eine stärkere Bindung des Konsumenten zu erreichen."
Gleichzeitig gerät der stationäre Handel durch das Internet in Bedrängnis und muss sich vor dem Verbraucher behaupten. Ein Drittel der europäischen Konsumenten gibt an, Unterschiede zwischen Händlern, Geschäften und Internetseiten wahrzunehmen. In Deutschland stufen 38 Prozent der Bevölkerung die Vertriebskanäle als unterschiedlich ein. Die Aufmerksamkeit der flexiblen Wechselkonsumenten kann der Einzelhändler durch ein preisbetontes Verkaufskonzept oder ein inszeniertes Eventshopping binden.
Preis: Sonderangebote beliebt
Durch die nachlassende Preisstabilität fühlen sich die Europäer verunsichert und kompensieren dies mit ausführlichen Preisrecherchen. Mehr als 59 Prozent der Verbraucher in allen Altersgruppen vergleichen die Angebote ganz genau, insbesondere bei hochpreisigen Anschaffungen (Hightech und Heimausstattung). In der Bundesrepublik hat vor allem die ältere Generation klare Preisvorstellungen: 44 Prozent wissen genau, welchen Preis sie erwarten können. Auch Sonderangebote sind gefragt. Über die Hälfte der Konsumenten gibt an, auf Schnäppchenjagd zu sein.
Produktkauf: ausgiebige Recherche im Vorfeld
Bei größeren Anschaffungen gehören Impulskäufe überwiegend der Vergangenheit an. Gerade bei höherwertigen Produkten informiert sich der heutige Konsument vor dem Kauf ausgiebig. Die Europäer nehmen sich in der Regel mehr als einen Monat Bedenkzeit. Nach der eigenen Recherche im Geschäft, ist das Internet zweitwichtigster Informationskanal. Fast neun von zehn Verbrauchern haben vor der letzen größeren Anschaffung online recherchiert. Rund 18 Prozent der befragten unter 30-Jährigen nutzen zudem Foren, Blogs und soziale Netzwerke zum Informationsaustausch.
An dritter Stelle folgen Empfehlungen von Freunden und Familie. Im europäischen Durchschnitt sind Erfahrungsberichte aus dem eigenen Umfeld für mehr als ein Drittel der Befragten eine wichtige Entscheidungshilfe. Bei den jungen Deutschen legen sogar 45 Prozent viel Wert auf die persönliche Meinung.
Verkäufer: Überzeugungsarbeit für den kritischen Verbraucher
Mit der wachsenden Zahl der Informationskanäle verändert sich die Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer. Letztere werden von den Befragten bei der Recherche nur als viert wichtigste Informationsquelle eingestuft. Der gut informierte Konsument zweifelt die Fachkompetenz und die Neutralität des Verkäufers an.
Dennoch empfinden hierzulande 56 Prozent der jüngeren sowie 67 Prozent der älteren Generation den Verkäufer als hilfreich. Besonders beim Kauf von Heimausstattung (53%) und Hightech-Produkten (57%) nutzen Europäer die persönliche Beratung.
Heute nimmt der Kunde die Rolle des Verkäufers als "Empfangspersonal" wahr. Somit treten die sozialen Kompetenzen (Freundlichkeit, Höflichkeit) im Handel stärker in den Vordergrund. In zwölf von 13 Ländern empfinden die jüngeren Befragten das Verkaufspersonal weniger freundlich bzw. höflich als die Älteren. Die jungen Deutschen kritisieren zudem die unklaren Preisangaben der Verkäufer. Mit 5,5 von 10 möglichen Punkten liegt ihre Einschätzung 0,7 Punkte unter dem europäischen Durchschnitt. Nur die britischen Nachbarn (unter 30-Jährige: 4,9 Punkte) zeigen sich noch unzufriedener.
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