Europa Konsumbarometer 2011: Deutsche Nachfrage nach Konsumentenkrediten steigt weiter
15.04.2011
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
München, 15. April 2011: Der Konsumentenkredit gewinnt 2010 stärker an Bedeutung. Deutschland dominiert Europa mit einem Kreditbestand in Höhe von über 234 Milliarden Euro. Dies zeigt das Europa Konsumbarometer 2011, einer Studie der Commerz Finanz GmbH in 13 europäischen Ländern. "Konsumentenkredite stehen wieder im Kurs", so Dr. Anja Welsch, Bereichsleiterin Vertriebsmanagement der Commerz Finanz GmbH. "Vor allem in Deutschland erholt sich die Wirtschaft. Die Verbraucher zieht es wieder häufiger in die Geschäfte."
Deutschland bestimmt den Markt
Deutsche Verbraucher haben eine Vorliebe für Konsumentenkredite: Im europaweiten Vergleich weist Deutschland das größte durchschnittliche Kreditvolumen je Haushalt aus und nimmt rund 41 Prozent des Marktes ein. Auf Platz zwei rangieren die Franzosen mit einem Kreditvolumen von rund 151 Milliarden Euro und einem Marktanteil von rund 27 Prozent. Es folgt Spanien (Marktvolumen: 85 Milliarden Euro, Marktanteil: knapp 15%). Die osteuropäischen Länder präsentieren besonders hohe Wachstumsraten. In der Slowakei (+11,5%), Ungarn (+11,0%) und der Tschechischen Republik (+8,0%) steigt die Konsumlust und damit das Interesse an Konsumentenkrediten.
Konsumentenkredite hierzulande besonders gefragt
In Deutschland und Frankreich sind Konsumentenkredite gefragter denn je. Der durchschnittliche Kreditbestand der Deutschen liegt bei 5.830 Euro, die Franzosen kommen auf 5.443 Euro je Haushalt. Auch Spanien und Portugal bewegen sich im Bereich der 5.000-Euro-Marke. Das Kreditvolumen in Osteuropa ist deutlich geringer. In der Slowakei beträgt der Kreditbestand 510 Euro je Haushalt.
Konsum und Handel am Anfang des 21. Jahrhunderts
Wie ist das Konsumverhalten der unter 30-Jährigen Europäer im Vergleich zur Generation 50 plus?
Europa: Nationale Unterschiede prägen die Stimmung
Das Stimmungsbild in Europa könnte nicht unterschiedlicher ausfallen. Besondere Zuversicht legen die Deutschen an den Tag. Sie empfinden die Gesamtsituation 2010 mit 5,8 von 10 möglichen Punkten als gut und vergeben für die Entwicklung des kommenden Jahres 6 Punkte. Damit liegen sie im europäischen Bereich an der Spitze. Auch in Großbritannien (4,8 Punkte) und Russland (4,9) beurteilen die Verbraucher die aktuelle Gesamtsituation ihres Landes in 2010 positiv, während sich die südeuropäischen Nachbarn pessimistischer zeigen. Insbesondere Portugal kommt nur auf 2,6 Punkte. Die zukünftige Entwicklung der Länder schätzen die Europäer dagegen zuversichtlicher ein: mit 4,3 Punkten ist die Prognose im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (+0,2 Prozentpunkte).
Kaufverhalten: neue Regeln für den Konsum
Mit der Wirtschaftskrise hat sich das Kaufverhalten der Verbraucher verändert. 2011 präsentiert sich der Konsument aufmerksam und misstrauisch gegenüber Marken. Über ein Viertel der befragten Europäer nehmen einzelne Marken als sehr unterschiedlich wahr und nutzen diese als eine wichtige Orientierungshilfe. Trotzdem schaffen sie es nicht mehr, die Kunden dauerhaft zu binden.
Prof. Dr. Bauer der Universität Mannheim beschreibt das Phänomen des Wechselkäufers: "Nur wenigen Marken gelingt es heute noch, tiefer gehende Verbraucherpräferenzen zu entwickeln. Viele Unternehmen setzen in diesem Zusammenhang auf die emotionale Positionierung ihrer Marke, um eine stärkere Bindung des Konsumenten zu erreichen."
Gleichzeitig gerät der stationäre Handel durch das Internet in Bedrängnis und muss sich vor dem Verbraucher behaupten. Ein Drittel der europäischen Konsumenten gibt an, Unterschiede zwischen Händlern, Geschäften und Internetseiten wahrzunehmen. In Deutschland stufen 38 Prozent der Bevölkerung die Vertriebskanäle als unterschiedlich ein. Die Aufmerksamkeit der flexiblen Wechselkonsumenten kann der Einzelhändler durch ein preisbetontes Verkaufskonzept oder ein inszeniertes Eventshopping binden.
Preis: Sonderangebote beliebt
Durch die nachlassende Preisstabilität fühlen sich die Europäer verunsichert und kompensieren dies mit ausführlichen Preisrecherchen. Mehr als 59 Prozent der Verbraucher in allen Altersgruppen vergleichen die Angebote ganz genau, insbesondere bei hochpreisigen Anschaffungen (Hightech und Heimausstattung). In der Bundesrepublik hat vor allem die ältere Generation klare Preisvorstellungen: 44 Prozent wissen genau, welchen Preis sie erwarten können. Auch Sonderangebote sind gefragt. Über die Hälfte der Konsumenten gibt an, auf Schnäppchenjagd zu sein.
Produktkauf: ausgiebige Recherche im Vorfeld
Bei größeren Anschaffungen gehören Impulskäufe überwiegend der Vergangenheit an. Gerade bei höherwertigen Produkten informiert sich der heutige Konsument vor dem Kauf ausgiebig. Die Europäer nehmen sich in der Regel mehr als einen Monat Bedenkzeit. Nach der eigenen Recherche im Geschäft, ist das Internet zweitwichtigster Informationskanal. Fast neun von zehn Verbrauchern haben vor der letzen größeren Anschaffung online recherchiert. Rund 18 Prozent der befragten unter 30-Jährigen nutzen zudem Foren, Blogs und soziale Netzwerke zum Informationsaustausch.
An dritter Stelle folgen Empfehlungen von Freunden und Familie. Im europäischen Durchschnitt sind Erfahrungsberichte aus dem eigenen Umfeld für mehr als ein Drittel der Befragten eine wichtige Entscheidungshilfe. Bei den jungen Deutschen legen sogar 45 Prozent viel Wert auf die persönliche Meinung.
Verkäufer: Überzeugungsarbeit für den kritischen Verbraucher
Mit der wachsenden Zahl der Informationskanäle verändert sich die Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer. Letztere werden von den Befragten bei der Recherche nur als viert wichtigste Informationsquelle eingestuft. Der gut informierte Konsument zweifelt die Fachkompetenz und die Neutralität des Verkäufers an.
Dennoch empfinden hierzulande 56 Prozent der jüngeren sowie 67 Prozent der älteren Generation den Verkäufer als hilfreich. Besonders beim Kauf von Heimausstattung (53%) und Hightech-Produkten (57%) nutzen Europäer die persönliche Beratung.
Heute nimmt der Kunde die Rolle des Verkäufers als "Empfangspersonal" wahr. Somit treten die sozialen Kompetenzen (Freundlichkeit, Höflichkeit) im Handel stärker in den Vordergrund. In zwölf von 13 Ländern empfinden die jüngeren Befragten das Verkaufspersonal weniger freundlich bzw. höflich als die Älteren. Die jungen Deutschen kritisieren zudem die unklaren Preisangaben der Verkäufer. Mit 5,5 von 10 möglichen Punkten liegt ihre Einschätzung 0,7 Punkte unter dem europäischen Durchschnitt. Nur die britischen Nachbarn (unter 30-Jährige: 4,9 Punkte) zeigen sich noch unzufriedener.
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