Überall Wahn
08.09.2011
Kunst & Kultur
Wahnsinn - das ist mehr als ein alltägliches Schlagwort oder ein verschwommener Überbegriff für Geisteskrankheiten aller Art. Wahnsinn umschreibt das Ungeheuere, das Unfassbare und Abnorme, das uns die vertraute Welt ver-rückt, erschreckend, zerstörerisch und dennoch immer wieder hoch produktiv.
Der neue "Wahnsinns-Kalender" von Tanja Stern vereinigt die Bilder und Lebensgeschichten von zwölf Künstlern, die in ihrer Bildung und Weltsicht so unterschiedlich sind wie in ihren Stilen. Nur eines haben sie gemein: den Wahnsinn. Vielen von ihnen ist er zur Quelle unvorstellbarer Leiden geworden, aber alle haben ihn als Antrieb für ihre Kreativität genutzt. Der französische Bergmann Augustin Lesage hörte mitten im Grubenschacht eine Stimme, die ihm kündete, er sei zum Malen berufen. Er folgte ihr und fand den Weg zu internationaler Anerkennung. Eine innere Stimme war es auch, die dem Ungarn Csontvary den Weg in die Kunst wies, worauf er seine sichere bürgerliche Stellung als Apotheker aufgab, um sich ganz der Malerei zu widmen. Eine andere Künstlerin, Séraphine Louis, wurde nur durch einen Zufall bekannt: Sie arbeitete in Senlis als Putzfrau, bis der Kunstkritiker Wilhelm Uhde sie entdeckte. Wieder andere begannen erst hinter den Mauern der geschlossenen Psychiatrie zu malen, etwa der Würzburger Kaufmann August Natterer oder der Russe Alexander Lobanov, die ihre Ängste und Obsessionen in faszinierende Bilder bannten. Doch neben solchen Vertretern der "Outsider Art" fehlt im Kalender auch nicht Vincent van Gogh, der berühmteste aller Wahnsinnsmalers.
Tanja Stern, deren letzter Kalender "Die schönsten Liebestode" Anfang 2011 auf der Internationalen Kalenderschau in Stuttgart mit einer Nominierung ausgezeichnet wurde, widmet ihren neu erschienenen "Wahnsinns-Kalender 2012" den großen Außenseitern der Kunst. Sie entdeckt dabei grandiose Bilder und außergewöhnliche Menschenschicksale. Wie alle Kalender von Tanja Stern kann auch dieser auf der Homepage http://www.tanja-stern.de in einer musikalisch unterlegten Diashow betrachtet werden.
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