100 Tage nach Beginn der NATO-Offensive in Libyen:
27.06.2011
Politik, Recht & Gesellschaft
Berlin, Bengasi, 27. Juni 2011: Viele Schulgebäude, darunter 43 Schulen in Bengasi, sind seit Wochen geschlossen. Die Gebäude, die nicht zerstört sind, werden als Unterkünfte für Flüchtlinge genutzt. Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder zur Schule zu schicken. "Bewaffnete Männer in den Straßen feuern in die Luft. Eltern fürchten um das Leben ihrer Kinder und lassen sie nicht aus dem Haus gehen", berichtet El Khidir Daloum, Save the Children-Regionaldirektor für den Nahen Osten.
Viele Kinder mussten von Zuhause fliehen, haben mit angesehen wie Freunde oder Familienmitglieder verletzt oder getötet wurden oder wurden selbst Opfer von Gewalt. Für sie ist es besonders wichtig, möglichst schnell wieder Normalität zu erfahren.
"Deshalb sind Schulen für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten überlebenswichtig! Schulen sind nicht nur Orte, an denen Kinder lesen und schreiben lernen, sondern Schutzräume, in denen Mädchen und Jungen vor Gewalt und Missbrauch geschützt sind. Sie werden dort medizinisch versorgt und psychologisch betreut. Außerdem hilft ihnen die tägliche Routine dabei, wieder einen normalen Alltag zu erleben", sagt Kathrin Wieland, deutsche Geschäftsführerin von Save the Children.
Kinder, die mit ihren Familien vor Gewalt und Chaos fliehen mussten, sind besonders betroffen.
Libysche Psychologen haben festgestellt, dass jedes 10. Flüchtlings-Kind in Bengasi traumatisiert ist oder unter Schock steht.* Diese Kinder leiden unter Albträumen und Depressionen. "Es ist dringend nötig, diese Mädchen und Jungen möglichst bald wieder zum Unterricht zu schicken, damit sie in einem geschützten Raum ihre Erlebnisse verarbeiten können", so El Khidir Daloum.
Save the Children betreut derzeit mehr als 8000 Kinder in Bengasi und im Osten des Landes in Schutz- und Spielzentren (Child Friendly Spaces). Die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation bildet außerdem Lehrer im Umgang mit traumatisierten Kindern weiter.
* Im Rahmen einer Untersuchung libyscher Psychologen wurden 51.000 Vertriebene in Bengasi und Umgebung befragt. Dabei wurde festgestellt, dass 4.000 Kinder unter posttraumatischem Stress leiden (Albträume, Bettnässen, Stottern). Mit durchschnittlich vier Kindern pro Familie kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass ca. 12 % der Kinder traumatisiert sind.
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Save the Children Deutschland
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