Heizölkauf ohne Kontrollmöglichkeit?
06.07.2020
Umwelt & Energie
sup.- Das Lieferfahrzeug hält vorm Haus, ein Schlauch wird ausgerollt und der Heizöltank im Keller mit frischen Energiereserven gefüllt. Während der Abgabe läuft eine Zählervorrichtung, die am Ende die Füllmenge, den Lieferschein und damit den Rechnungsbetrag präsentiert. Ein Kauf wie jeder andere? Nein, denn bei kaum einer ähnlich hohen Investition haben Verbraucher so wenig Kontrollmöglichkeiten wie bei der Heizöl-Nachbestellung. Ob der Mengenzähler am Tankwagen korrekt funktioniert oder falsche Abrechnungsdaten liefert, kann der Kunde nicht überprüfen. Ob die so genannte Temperaturkompensation zum Ausgleich der Volumenänderung bei wechselnden Außentemperaturen vorschriftsmäßig durchgeführt wurde, hängt ebenfalls vom einwandfreien Zustand der Messtechnik ab. Und ganz wörtlich im Dunkeln bleibt nach jeder Lieferung die Qualität des neuen Öls im Inneren des Tanks: Entspricht der Brennstoff der vereinbarten Produktgüte, enthält er die für diese Sorte erforderlichen Additive oder Bio-Anteile?
Einen Kauf mit derart vielen Unbekannten würden wohl nur die wenigsten Verbraucher akzeptieren, wenn es statt um die Heizenergie beispielsweise um Haushaltsgeräte oder Einrichtungsgegenstände gehen würde. Hinzu kommt: Eventuelle Mängel oder Fehlfunktionen fallen bei anderen Anschaffungen meistens schon bald auf. Eine zu geringe Liefermenge im Heizöltank macht sich hingegen, wenn überhaupt, vielleicht erst nach Monaten oder Jahren durch den unerwartet zeitigen Verbrauch bemerkbar. Eine verdeckte Kostenfalle also, die beträchtliche Ausmaße annehmen kann. Immerhin machen die Ausgaben für Wärmeenergie in den meisten Haushalten den mit Abstand höchsten Anteil der Wohnnebenkosten aus.
Trotzdem arrangieren sich viele Heizölkunden nach wie vor bei jeder Bestellung mit dem Prinzip Hoffnung, das von der Seriosität und Zuverlässigkeit des Händlers ausgeht. In der Regel ist dieses Vertrauen auch gerechtfertigt, aber es gibt darüber hinaus eine praktische Verbraucherschutz-Option, um schwarzen Schafen der Branche aus dem Weg zu gehen. Das RAL-Gütezeichen Energiehandel zeichnet Lieferanten aus, die sich freiwillig einer strengen, über die gesetzlichen Vorgaben weit hinausgehenden Überwachung unterziehen. Nur wenn ein Händler fortwährende und jeweils unangemeldete Überprüfungen seiner Zähleranlagen, Abrechnungsmodalitäten und Preistransparenz sowie der Fahrzeugtechnik und der Warenqualität ohne Beanstandungen besteht, darf er das Prädikat führen (www.guetezeichen-energiehandel.de).
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