Vertrauen in den Euro - Führungskräfte stehen zur europäischen Idee
27.05.2011
Vereine & Verbände
Essen, 27. Mai 2011 - Deutschlands Führungskräfte sind europafreundlicher und haben deutlich mehr Vertrauen in den Euro als die meisten anderen Bundesbürger. Diesen Schluss zieht der Berufsverband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE (DFK) aus den Ergebnissen einer Umfrage unter seinen Mitgliedern. Der Titel der Erhebung: "Europäische Union - Gemeinsames Interesse in Gefahr?" Während das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) zu Beginn des Jahres in einer Repräsentativumfrage errechnet hat, dass lediglich 22 Prozent der Deutschen großes oder sehr großes Vertrauen in die Gemeinschaftswährung haben, ermittelte der DFK jetzt, dass Gleiches für 58,6 Prozent der FÜHRUNGSKRÄFTE gilt. Überdies offenbart die Studie, dass die Europäische Union von Firmenchefs und Führungskräften des mittleren Managements wesentlich positiver wahrgenommen wird als von der Mehrheit der Bundesbürger: 56,1 Prozent der 1050 befragten Verbandsmitglieder äußern in der DFK-Erhebung die Ansicht, dass Deutschland durch seine EU-Mitgliedschaft mehr Vorteile als Nachteile habe. Diese Auffassung vertraten in der IfD-Umfrage gerade einmal 21 Prozent. Auch die EU in ihrer Gesamtheit kommt in den Führungsetagen besser weg: Knapp 51 Prozent setzen großes oder sehr großes Vertrauen in den Staatenverbund. In der IfD-Umfrage waren es mit exakt 25 Prozent weniger als die Hälfte.
Obwohl sich die Führungskräfte mit 52,2 Prozent zum Euro-Rettungsschirm bekennen - gegen ihn sprechen sich 31,9 Prozent aus - fordern sie mehrheitlich eine harte Haltung gegenüber den klammen Mitgliedsstaaten. 94,9 Prozent der DFK-Mitglieder unterstützen in diesem Kontext die Politik Angela Merkels, die den Rettungsschirm nur im absoluten Notfall und unter strengen Bedingungen aufspannen will. Zu der konsequenten Linie, den schwachen Ländern nur gegen harte Auflagen Geld zu leihen, passt auch die Bewertung des neuen Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), für den Deutschland knapp 22 Milliarden Euro Bareinlagen einzahlen muss: Die Teilnehmer sprechen sich in der DFK-Umfrage zu 49,5 Prozent für den ESM aus, der Kredithilfen nur dann gewährt, wenn sich die Nehmerländer dazu verpflichten, ihren Haushalt zu konsolidieren und die eigene Wirtschaft zu reformieren. Gegen den Mechanismus votieren lediglich 17 Prozent, 33,6 Prozent der DFK-Mitglieder sind unentschieden. Zudem begrüßt eine 52-Prozent-Mehrheit der befragten Verbandsmitglieder die Aufnahme automatischer Sanktionen in den Stabilitäts- und Wachstumspakt.
Regularien für Staatsinsolvenz
Die gegenwärtige Krise der Gemeinschaftswährung führt die überwiegende Mehrheit des Verbandes auf zu hohe Schulden einiger Nationalstaaten zurück: 71,2 Prozent ziehen zumindest in Betracht, dass der Euro an der zunehmenden Überschuldung scheitern könnte. Um dieses Szenario zu verhindern befürworten knapp über 80 Prozent der Befragten, dass die EU Regularien für eine geordnete Staatsinsolvenz einführen sollte. Den Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone unterstützen indes nur 42,3 Prozent der DFK-Mitglieder. Knapp 47 Prozent sind gegen die Exklusion der Hellenen. Dass die Mehrheit der Führungskräfte an den europäischen Einheitsidealen festhält, untermauert auch die Tatsache, dass 62,3 Prozent gegen eine neue Währungsunion der wirtschaftlich stabilen Euro-Länder votieren. Nur 27 Prozent halten diesen Vorschlag für eine gute Idee.
Regelmäßige Kontrollen
Stattdessen sind die Befragten der Ansicht, dass sich die Mitgliedsstaaten wirtschaftspolitisch besser koordinieren müssen: 82,1 Prozent der Umfrageteilnehmer vertreten den Standpunkt, dass alle EU-Mitgliedsstaaten regelmäßig durch die EU-Kommission auf das Kriterium Nachhaltigkeit überprüft werden sollten. Auf diese Art und Weise ließe sich das Risiko, bei einer Überschuldung auf die Solidarität der EU angewiesen zu sein, verringern, glauben die befragten Führungskräfte. Gleichwohl stehen die Verbandsmitglieder den einzelnen europäischen Organen mehrheitlich skeptisch gegenüber. Beinahe 51 Prozent geben an, ein "nicht so großes Vertrauen" in das EU-Parlament oder die EU-Kommission zu haben. Trotz dieser Bedenken erweisen sich die deutschen Führungskräfte als Anhänger der europäischen Idee: 87,5 Prozent äußeren Zustimmung zu der Wendung "Europa ist unsere Zukunft". Zum Vergleich: In der Repräsentativumfrage des IfD waren es nur 41 Prozent.
DFK-Verbandsvorsitzender Bernhard von Rothkirch nutzte die Ergebnisse der Umfrage, um auf die Kernproblematik der Währungsdebatte hinzuweisen: "Die gegenwärtige Krise wurde nicht durch den Euro ausgelöst. Wir brauchen die Union und eine gemeinsame Währung. Von beidem profitiert Deutschland in ganz erheblichem Maße. Das Problem ist vielmehr die Finanzpolitik einiger Mitgliedsstaaten. Hier müssen Regularien geschaffen werden, um Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen. Zugleich müssen die Anreize deutlich werden, die eine solide Finanz- und Wirtschaftspolitik mit sich bringen. Am Ende dieses Prozesses müssen aber bei fortwährendem Fehlverhalten auch Sanktionen stehen. Notfalls muss auch eine geordnete Staatsinsolvenz in Betracht gezogen werden."
Dr. Ulrich Goldschmidt, DFK-Hauptgeschäftsführer, mahnte zudem an, die Erfolge der EU besser in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Nur auf diese Art und Weise lasse sich die allgemeine Europa-Skepsis überwinden. "Zuletzt haben die Spitzenpolitiker der Europäischen Union nicht den Eindruck erweckt, einen gemeinsamen Plan zur Bewältigung der Probleme in der Euro-Zone zu haben. Viele Menschen haben den Verdacht, dass es den Politikern gar nicht um Europa geht, sondern um die nächste Wahl. Da ist viel Vertrauen verlorengegangen, das es nun zurückzugewinnen gilt."
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