Hefe ersetzt Rohstoffe aus Erdöl und bedrohten Tier- und Pflanzenarten
19.03.2015
Wissenschaft, Forschung & Technik
Die Industrie verarbeitet und verbraucht jeden Tag Hunderte Tonnen Feinchemikalien, die nicht nur extrem teuer sind, sondern oft aus begrenzten Rohstoffen oder aus bedrohten Tier- und Pflanzenarten gewonnen werden. Eine ressourcenschonende und günstige Alternative ist in vielen Fällen eine Produktion durch spezifische Hefestämme. In einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins CHEManager (http://www.chemanager-online.com/themen/chemikalien-distribution/nachhaltige-synthese-von-feinchemikalien-mit-hefe) erläutert Dr. Klaus Pellengahr vom Biotechnologie-Unternehmen Organobalance anhand konkreter Beispiele, wo Hefen als ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative eingesetzt werden können.
So ist seit dem vergangenen Jahr Artemisinin, ein Mittel gegen Malaria, als Hefe-basiertes Produkt auf dem Markt erhältlich. Ebenso könnte Squalen, das unter anderem aus Haifischen gewonnen wird, durch Hefe produziert werden. Mehr als 2000 Tonnen Squalen werden jedes Jahr geordert, die Nachfrage wird Schätzungen zufolge jährlich um weitere zehn Prozent steigen. "Sowohl Squalen als auch weitere Terpene und Terpenoide können mit Hefe-basierten Prozessen hergestellt werden", heißt es in dem Beitrag. Dabei schont diese Herstellung nicht nur wertvolle Rohstoffe, sie ist - im Gegensatz zu vielen chemischen Reaktionen - auch bei geringerer Temperatur möglich und senkt dadurch Energieeintrag und Produktionskosten.
Um Stoffe für die industrielle Produktion in größeren Mengen gewinnen zu können, benötige die Biotechnologie "lediglich den richtigen Hefestamm", schreibt Pellengahr. Allein in der Sammlung der Organobalance (http://www.organobalance.de) befinden sich mehrere hundert Wildtyp-Hefe-Stämme, "jeder einzelne mit dem Potenzial, der Produzent einer neuen Feinchemikalie von morgen zu werden".
Vor diesem Hintergrund sei eine "Machbarkeitsstudie, welcher Hefestamm ein chemisches Syntheseproblem am besten löst, lohnender denn je", so Pellengahr abschließend. Noch nie seien die Vorzeichen für industrielle Biotechnologie so gut gewesen. "Natürliche Ressourcen werden knapp und Alternativen sind gefragt." Unternehmen der Chemie-, Pharma-, Kosmetik- oder Lebensmittelindustrie könnten schon heute mikrobielle Produktionsprozesse patentieren lassen und sich "ihre eigenen Produktionsstämme" sichern.
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