Caritas fordert mehr Ausbildungsbegleitende Hilfen
04.10.2011
Politik, Recht & Gesellschaft
Stuttgart, 4. Oktober - Trotz hervorragender Lage auf dem Berufsausbildungsmarkt sind einen Monat nach Ausbildungsbeginn viele junge Menschen im Südwesten immer noch ohne Ausbildungsvertrag. Im August standen laut Bundesagentur für Arbeit 11.000 jungen Menschen 13.500 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Die Caritas der Diözese Rottenburg-Stuttgart wendet sich daher an Ausbildungsbetriebe mit der Bitte, auch schwächere Jugendliche auszubilden. Um weniger leistungsstarke Azubis vorwärtszubringen, könnten die Betriebe eine spezielle Förderung etwa in Form von Ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) bei der Agentur für Arbeit beantragen. Diese Hilfen gewähren jungen Menschen während ihrer Ausbildung fachliche Unterstützung in Form von Nachhilfe und sozialpädagogische Begleitung.
"In unser Schulsystem ist Bewegung gekommen, so dass mittelfristig schwächere Schüler schon in der Schule gezielter gefördert werden und damit größere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben werden", so Johannes Böcker, Caritasdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart. "Bis diese Reformen greifen, müssen die jungen Menschen allerdings durch andere Fördermöglichkeiten ihre Chance erhalten." Die abH seien eine gute Möglichkeit, um das fachliche Wissen und die persönliche Entwicklung der Jugendlichen zu fördern. Sie seien auch ein wichtiger Schritt, um schwächere Jugendliche zu einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu führen und so dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
"Viele Betriebe sehen es als ihre soziale Verantwortung an, Jugendlichen, die es schwer haben im Leben, eine Chance zu geben", erklärt Michael Schinko, Leiter der Beruflichen Bildung bei der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz. Aus Erfahrung weiß er, dass viele Jugendliche ihre Ausbildung aber nicht ohne solche Programme wie die Ausbildungsbegleitende Hilfen schaffen. Ausbildungsbegleitende Hilfen bietet die Caritas etwa in Schorndorf an - mit guten Erfolgen: 90 Prozent der Jugendlichen schaffen ihren Ausbildungsabschluss.
Von den Ausbildungsbegleitenden Hilfen der Caritas, profitiert auch Markus P. (Name geändert): Der 18-Jährige absolviert derzeit eine Ausbildung zum Straßenbauer, nachdem er seinen Abschluss an einer Förderschule erfolgreich abgeschlossen hat. Kurz nach Beginn der Ausbildung machten sich aber Defizite bemerkbar: Neben seiner Lernschwäche belastete ihn seine ungewisse Wohnsituation. Markus wohnte im Kinderdorf und musste sich aufgrund seines Alters eine neue Bleibe suchen. Dank der abH-Unterstützung fand der junge Mann schnell ein neues Zuhause und erhielt Nachhilfe. Inzwischen ist er im 3. Lehrjahr und ein erfolgreicher Abschluss steht in Aussicht.
Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren in Baden-Württemberg im August 2011 knapp 64.800 Bewerber für Ausbildungsstellen gemeldet. Obwohl davon nur 687 Bewerber keinen Schulabschluss vorweisen können, blieben 11.000 ohne Ausbildungsplatz. Gut 4.500 von ihnen haben die Haupt-, Real- oder Fachschule bereits in den Vorjahren verlassen und waren somit Altbewerber. Rund 2.280 von ihnen hatten bereits vor zwei Jahren eine Lehrstelle gesucht.
Ausbildungsbegleitende Hilfen bietet der Caritasverband Rottenburg-Stuttgart in Schorndorf an. Neben der Caritas stellen landesweit verschiedene Träger mehrere hundert Plätze für Ausbildungsbegleitende Hilfen bereit.
Berufsausbildung Ausbildungsstelle Ausbildungsbetrieb Ausbildungsbegleitende Hilfen soziale Verantwortung Fachkräftemangel
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