"Aus Bologna muss keine Unibolognese werden" - Ein Positivbeispiel zur Bologna-Reform
07.06.2011
Bildung, Karriere & Schulungen
Eines der Hauptziele der größten Hochschulreform seit Jahrzehnten, dem Bologna-Prozess, ist es neben international akzeptierten Abschlüssen und der Verbesserung der Qualität der Studienangebote die Beschäftigungsfähigkeit ("Employability") der Studienabsolventen zu verbessern. Die Reform hat aber noch mit vielen Herausforderungen zu kämpfen und ist bei weitem noch nicht an ihrem Ziel angekommen.
"Ich frage mich, wie ich meine Beschäftigungsfähigkeit verbessern soll, wenn ich an meiner Uni keine Praxissemester mehr mache?", wundert sich beispielsweise Andreas Meisser, der im 4. Semester BWL studiert. Er weicht stattdessen auf Nebenjobs aus, um so wenigstens sein Studium mitzufinanzieren. Das ist aber wohl gar nicht so einfach, denn nach einer repräsentativen Umfrage von "unicensus10" von über 1.000 Studierenden an 55 Hochschulen in Deutschland gelingt es 58 Prozent der Studierenden nur schwer, Arbeit und Studium miteinander zu verbinden. Die Vergleichsgruppe der Diplomanden lag hier noch deutlich darunter (48 Prozent).
Diesem Problem wirkt die School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) mit ihren dualen Masterstudiengängen entgegen. Während in der traditionellen Hochschulausbildung zwei Protagonisten - Hochschule und Studierender - miteinander agieren, findet das Projekt-Kompetenz-Studium der SIBE im Zusammenspiel dreier Protagonisten statt: Hochschule, Studierender und Unternehmen. Im Zentrum aller SIBE-Studiengänge steht ein Projekt, das durch den Studierenden während seines Studiums in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen bzw. einer Organisation realisiert wird. "[...] der Transfer in die Praxis im Rahmen des Unternehmensprojektes haben mich persönlich sehr gut auf mein neues Arbeitsumfeld und meine Rolle als Unternehmer vorbereitet.", liest man beispielsweise auf der Facebook-Seite der Hochschule in einem Beitrag von Christoph Rößner, Alumnus der SIBE und mittlerweile selbständiger Unternehmer mit EIGHT. "Neben den vermittelten Qualifikationen profitiere ich vor allem von der Ausrichtung des Studiums auf den Kompetenzaufbau zur Selbstorganisationsdisposition und der unmittelbaren praktischen Umsetzung der theoretischen Inhalte."
So können die Studierenden der Projekt-Kompetenz-Studiengänge auf Nebenjobs verzichten, denn das projektgebende Unternehmen zahlt dem Studierenden ein Gehalt und kommt ebenso für die Kosten des Studiums an der privaten Universität auf. Aber der Studierende ist auch sein Geld wert, denn gemeinsam mit dem Unternehmen definiert er ein Projekt, mit dem er sich während des Studiums fortlaufend befasst. Der Fokus der Projekte ist dabei so vielfältig wie die Herausforderungen der Unternehmen: Innovative Wachstumsstrategien, Kostenoptimierung, Restrukturierung, neue Führungssysteme, die Erschließung neuer Zielgruppen, Entwicklung neuer Produkte etc. Die Projektarbeit wird in den so genannten Projektstudienarbeiten sowie der abschließenden Master Thesis dokumentiert. Die wissenschaftliche Reflexion und schriftliche Ausarbeitung der Lösung und aktiven Bewältigung einer unternehmensrelevanten Projektaufgabenstellung bildet dabei in der Regel den Schwerpunkt bei den Leistungsnachweisen, die während des Studiums erbracht werden müssen.
"Unser Modell des Projekt-Kompetenz-Studiums steht so in der Tradition der dualen Bildung in Deutschland", erklärt Prof. Dr. Faix, Direktor der SIBE. "Allerdings unterscheidet es sich doch deutlich von den gängigen Modellen, denn das Prinzip der dualen Bildung wurde bei uns über den Bachelor-Bereich hinaus erweitert und wird vor allem bei Masterstudiengängen und im Promotionsstudium nach diesem Prinzip organisiert. Zudem bieten wir nicht einfach nur ein berufsbegleitendes, sondern ein berufsintegriertes Studium an."
Während der Begriff "dual" in der beruflichen Ausbildung sehr trennscharf verwendet wird, ist "dual" im tertiären System ein Sammelbegriff für höchst verschiedenartige Bildungskonzeptionen geworden. Die SIBE legt deshalb Wert darauf, dass sie kein praxisintegriertes duales Studium anbieten, das das Studium mit längeren Praxisphasen im Unternehmen oder einer beruflichen Teilzeittätigkeit verbindet. Denn dort werden Praxisphasen bzw. die Teilzeittätigkeit entweder tageweise oder in längeren Blöcken absolviert. Zwischen den Lehrveranstaltungen an der Hochschule und der praktischen Ausbildung besteht zwar ein inhaltlicher Bezug, wie beispielsweise bei den Angeboten der Berufsakademien nach baden-württembergischem Modell sowie den Studiengängen der verwaltungsinternen Fachhochschulen. Doch die SIBE legt Wert auf den Begriff des "berufsintegrierten dualen Studiums", das mit einer beruflichen Tätigkeit kombiniert wird, wobei zwischen dieser und dem Studium ein wechselseitiger inhaltlicher Bezug besteht. Neben dem Lernort SIBE existiert im Rahmen des Studiums der Lernort des projektgebenden Unternehmens als systematisches Element. Am Lernort projektgebendes Unternehmen wird im Rahmen von Arbeitsprozessen gelernt. Die im Seminar erlernten wissenschaftlichen Theorien und Methodiken werden vom Studierenden im Rahmen der Projektarbeit in die unternehmerische Praxis übersetzt, das Gelernte dadurch im doppelten Sinne konkret als unternehmerische Wirklichkeit und als verfestigtes Wissen wahrgenommen.
"Das Ziel der Bologna-Reform "Employability" kann man, glaube ich, fast nicht besser erreichen.", schmunzelt Prof. Faix. "Aber es gibt ja auch noch andere Ziele der Bologna-Reform, die wir stetig verbessern können. Lassen Sie sich überraschen, aber wir arbeiten gerade an einem weiteren Bologna-Ziel zur Förderung der kulturellen Kompetenz und Mobilität - und ich meine damit nicht etwa Unibolognese."
Informationen zu den Masterprogrammen der SIBE finden Sie unter http://www.steinbeis-sibe.de.
http://www.steinbeis-sibe.de
School of International Business and Entrepreneurship (SIBE)
Kalkofenstr. 53 71083 Herrenberg
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