Fliesenleger sorgen sich um Fachkräfte und Qualität
17.12.2013
Garten, Bauen & Wohnen
Das Fliesenleger-Gewerk ist im Umbruch. Seit Abschaffung der Meisterpflicht gibt es immer mehr Betriebe (allein im Großraum Stuttgart sind es über 1.800). Gleichzeitig bilden immer weniger Firmen aus. Die Ausbildungsquote sank seit 2004 um die Hälfte, die Anzahl der Meisterprüfungen sogar um über 80 Prozent.
Betroffen ist auch die Fliesenleger-Innung Stuttgart, deren Mitglieder sich jetzt in Denkendorf zur jährlichen Hauptversammlung trafen. 126 Betriebe sind in der Innung organisiert - fast ausschließlich Meisterbetriebe. Der Wegfall des Meisterzwangs ist der Innung nach wie vor ein Dorn im Auge. Karl-Hans Körner, Stuttgarter Obermeister und Vorsitzender des Bundesfachverbandes Fliesen & Naturstein, versichert in Denkendorf: "Wir unternehmen weiterhin große Anstrengungen auf Innungs-, Landes- und Bundesebene, diese Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Aber das ist nicht einfach."
Betriebe finden kaum noch Nachwuchs
Tatsache ist, dass selbst engagierte Meister-Betriebe in der Region kaum den Nachwuchs finden, den sie brauchen. Karl-Hans Körner: "Nur über qualifizierte Mitarbeiter können wir die Qualität erhalten, die Bauherren von unserem Gewerk erwarten." Und Willi Müller, Vorsitzender des Gesellenprüfungs-Ausschusses für die Innung, ergänzt: "Künftig wird es noch wichtiger, auch schwächere Jugendliche für den Ausbildungsmarkt zu erschließen, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern."
Innung tut viel für die Ausbildung
Die Stuttgarter Innung tut viel für die Ausbildung. Ihren Mitgliedsbetrieben erstattet sie sogar die Prüfungsgebühren. Wie gut die Zusammenarbeit mit der Steinbeisschule in Stuttgart (Berufsfachschule) und der überbetrieblichen praktischen Ausbildung (ÜBA) in Geislingen ist, zeigen die Gastvorträge der Ausbildungspartner: Oberstudiendirektor Herbert Bläsi (Steinbeisschule) und Ausbilder Roland Filkorn (ÜBA, Geislingen) setzen sich ebenfalls mit Nachdruck für die duale Ausbildung in Meisterbetrieb und Berufsfachschule kombiniert mit den überbetrieblichen Praxiseinheiten ein. Obermeister Körner: "Die Kommunikation zwischen der Stuttgarter Innung und den Schulen funktioniert sehr gut und davon profitieren alle."
Stuttgarter Fliesenleger gehören zu den Besten
So schnitten die Stuttgarter Auszubildenden bei der Kenntnisprüfung 2013 erneut besser ab als der Landesdurchschnitt. Aber auch die weniger guten Lehrlinge und "Durchfaller" behält die Innung im Blick. Willi Müller: "Die Mitglieder des Prüfungsausschusses überlegen genau, welche Leistung draußen am Markt verkaufbar ist und welcher Prüfling noch eine zweite Chance erhalten sollte." Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses betont: "Die enge und gute Zusammenarbeit mit den Schulen ist für das Gewerk enorm wichtig."
Ein halbes Jahrhundert in der Innung
In Denkendorf geehrt wurden die Betriebe, die seit vielen Jahren für Meister- und Innungsqualität stehen. 25 Jahre in der Innung ist die Firma Kurt Lunke aus Stuttgart. Auf 50 Jahre Innungsmitgliedschaft zurück blicken die Firmen Lothar Prinz aus Leinfelden-Echterdingen, Lothar Schimpf aus Schönaich sowie die Firmen Frank Schober und Arnold (beide Filderstadt). Obermeister Körner gratuliert: "Ein Betrieb der seit 50 Jahren am Markt ist, steht auf jeden Fall für eine gute, erfolgreiche Arbeit. Die Inhaber dürfen stolz auf das Geleistete sein."
Auch der diesjährige Kammersieger kam nach Denkendorf. 2013 war dies Kevin Ziegler, der seine Ausbildung beim Unternehmen Willi Bufe in Asperg (Kreis Ludwigsburg) mit Auszeichnung abgeschlossen hat und beim Landesleistungswettbewerb als drittbester Fliesenleger Baden-Württembergs hervorstach. Verabschiedet wurde Bernd Mürdter (Alfdorf), der für die Stuttgarter Prüfungen und Wettbewerbe seit 35 Jahren u.a. die Aufgaben zeichnete, die die Prüflinge in Fliesen umsetzen müssen.
Technische Neuerungen fordern das Gewerk
Die Qualität ihrer Betriebe versucht die Innung auch 2014 über Weiterbildungen sicherzustellen. Bodengleiche Duschen, großformatige Platten, die Sanierung von Balkonen sind nur einige der Herausforderungen, vor denen Fliesenleger heute stehen. Hinzu kommen Naturstein im Innen- und Außenbereich, anspruchsvolle Mosaike oder riesige Bodenplatten an Wänden. Die Kundenwünsche und Designansprüche an Fliesen und Fugen sind heute andere als früher. Demgegenüber stehen die vielen Nichtfachleute, die auf Baustellen Fliesen und Platten verlegen. Nicht nur die Stuttgarter Innung verzeichnet auch aus diesem Grund vermehrt Schadensfälle im Fliesenbereich.
Innung bedeutet Dialog und Wissen
Der fachliche Austausch der 70 Betriebe zeigt, wie wichtig die Kommunikation auch untereinander ist. Innung, das bedeutet nicht nur Ausbildungssicherung und Fachkompetenz. Innung, das bedeutet auch Dialog mit Gleichgesinnten. Denn letztlich ist das Ziel aller Innungs-Betriebe gleich: Begeisterte Kunden und damit nachhaltiger Erfolg am Markt.
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