Erfolg: Aktuelle Bildaufnahmen zeigen das leere Schweinehochhaus- 2 Personen wegen Tierquälerei verurteilt
01.10.2020
Garten, Bauen & Wohnen
Auf sechs Etagen wurden insgesamt zehntausende Sauen und Ferkel gehalten. Transportiert wurden die Tiere über Fahrstühle, dies ist und war bislang einzigartig in ganz Europa. Das in DDR-Zeiten erbaute Schweinehochhaus galt damals als Vorzeigebetrieb. Statt in die Breite ging man hier architektonisch in die Höhe. Damit sollten die Arbeitsabläufe kostengünstiger werden. "Doch der Profit ging einzig auf Kosten der Tiere" so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro e.V.
Hier ein kurzer Abriss der erfolgreichen Kampagne "Schweinehochhaus schließen":
2013 dokumentierten erstmals Aktivist*innen vom Deutschen Tierschutzbüro die grausamen Zustände im Schweinehochhaus. Die Sauen mussten in engen Käfigen (Kastenständen) leben und leiden. Die erste Strafanzeige wurde gestellt.
2015 erfolgte die erste Groß-Demo direkt vor dem Schweinehochhaus mit hunderten Teilnehmer*innen. Im Zuge der Demo äußerte sich auch der Betreiber und versicherte, dass man alles tun würde, dass die Tiere artgerecht gehalten werden - eine dreiste Lüge, wie sich später rausstellte.
2016 wurde die in 2013 gestellte Anzeige eingestellt. Erneut dokumentierten Tierrechtler*innen die Zustände. Zu diesem Zeitpunkt wurden immer noch Sauen im Käfig (Kastenstand) gehalten. Wiedermals konnte dokumentiert werden, dass die Tierhaltung gegen das Gesetz verstieß, wieder erfolgte eine Strafanzeige und wieder demonstrierten Tierrechtler*innen für eine Schließung des Schweinehochhauses, dieses Mal mit über 400 Teilnehmer*innen. Der Betreiber ging juristisch gegen den Vorstandsvorsitzenden vom Deutschen Tierschutzbüro Jan Peifer vor und scheiterte. Die Anzeige wegen Hausfriedensbruch wurde eingestellt.
2017/2018 dokumentierten wieder Tierrechtler*innen die Zustände im Schweinehochhaus. Diesmal wurden versteckte Kameras montiert und über 500 Stunden Videomaterial aufgezeichnet. Dabei wurden die schlimmsten Befürchtungen zur Realität. Erstmalig gelang es, das brutale Vorgehen der Mitarbeiter*innen im Schweinehochhaus zu filmen. So wurden Ferkel brutal auf den Betonboden geschlagen, um sie zu töten. Zudem wurden Sauen in den Kastenständen durch rohe Gewalt misshandelt und viele weitere Tiere wurden geschlagen, getreten und gequält. Viele Medien berichteten daraufhin über die grauenvollen Zustände und es erfolgte die bisher größte Demo vor der Schweinezuchtanlage mit über 650 Menschen aus ganz Deutschland. Auch die Behörden handelten und bei einer damaligen Kontrolle wurden offiziell Missstände vorgefunden. Die Kampagne "Schweinehochhaus schließen" nahm an Fahrt auf. So wurde dem Betreiber der sogenannte symbolische Preis der Herzlosigkeit und dem Landwirtschaftsministerium eine Petition mit 281.882 Unterschriften zur Schließung des Schweinehochhauses überreicht. Nun sah sich der Betreiber auch gezwungen, zu handeln und ließ über eine Art Pressemitteilung verlautbaren, dass er das Schweinehochhaus bis Oktober 2018 "leerfahren" würde, dies erfolgte dann auch.
2019 und 2020: Jeweils im September überprüften Tierrechtler*innen, ob das Schweinehochhaus auch wirklich noch immer leer ist.
"Wir freuen uns über den enormen Erfolg unserer Kampagne, denn jeder Tag, an dem keine Tiere im Schweinehochhaus gequält werden, ist ein guter Tag" so Jan Peifer. Kritik äußert Peifer und seine Mitstreiter*innen aber auch gegenüber dem zuständigen Veterinäramt. "Jahrelang hat das Amt dabei zugeschaut, wie Tiere gequält werden und hat bei den Kontrollen wohl beide Augen fest zugedrückt, erst die versteckten Aufnahmen brachten an die Öffentlichkeit, was jede*r ohnehin schon wusste: Im Schweinehochhaus werden Tiere gequält" so Peifer.
Wie nun bekannt wurde, konnte das Veterinäramt bei einer Kontrolle im März 2018 eine lange Liste von Mängeln feststellen. So war der Allgemeinzustand bei vielen Tieren sehr schlecht, die hygienischen Zustände eine Katastrophe und zudem wurden bauliche Mängel festgestellt (Spaltenbreiten entsprachen nicht den gesetzlichen Vorgaben). Auch wurden Ferkelkadaver pathologisch untersucht und bei mindestens einem Tier wurde festgestellt, dass die Betäubung und Tötung zuvor nicht rechtskonform durchgeführt worden ist. Auch die Staatsanwaltschaft wurde daraufhin endlich aktiv und erließ Strafbefehle gegen zwei Mitarbeiter*innen mit dem Vorwurf: Tierquälerei. Als Beweis dienten dabei die Videoaufnahmen vom Deutschen Tierschutzbüro, die das unsachgemäße Töten von Ferkeln abbildeten. Das Verfahren ist nach Informationen des Deutschen Tierschutzbüros nun abgeschlossen und die Strafbefehle sind rechtskräftig. So wurde ein*e Mitarbeiter*in zu einer Geldstrafe von 35 Tagessätzen zu 25 Euro (also 875 Euro) und ein*e andere*r Mitarbeiter*in zu einer Geldstrafe von 45 Tagessätzen zu 20 Euro (also 900 Euro) verurteilt. Zu zahlen ist die Strafe an eine Tierschutzeinrichtung. Zudem ist eine der beiden Personen entlassen worden, die andere Person wurde abgemahnt. "Wir hätten uns deutlich höhere Strafen gewünscht, dennoch sind wir zufrieden, dass es überhaupt zu einer Verurteilung gekommen ist, in den meisten Fällen erfolgt leider eine Einstellung" so Peifer.
"Ob in die Höhe oder in die Breite gebaut, das Schweinehochhaus ist quasi überall, solange Schweine in Zuchtanlagen ausgebeutet und gequält werden" so Peifer. Damit diese Tierquälerei überall beendet wird, empfehlen die Tierrechtler*innen die pflanzliche Lebensweise, denn kein Tier will leben wie im Schweinehochhaus.
Weitere Informationen unter https://www.tierschutzbuero.de/schweinehochhaus-schliessen/
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