Nach Aufdeckung von Tierquälerei in 7 Schweinemast-Betrieben: Westfleisch reagiert nicht
16.11.2022
Handel & Dienstleistungen
Die Betriebe liegen in den Kreisen Lippe, Höxter, Paderborn, Warendorf, Steinfurt, Borken (in NRW) und im Landkreis Hameln-Pyrmont (in Niedersachen). Die Aufnahmen sind schockierend, in allen Betrieben wurden kranke, verletzte und sogar tote Schweine vorgefunden. Eine ärztliche Behandlung von kranken Tieren erfolgte offenbar überhaupt nicht oder nur unzureichend. In einem Betrieb in Niedersachsen wiesen 70 % der Tiere meist blutige Verletzungen der Ringelschwänze auf. In anderen Betrieben wurde kranken Tieren nachts nicht ausreichend Wasser und Futter zur Verfügung gestellt. Versteckte Kameras filmten, wie Schweine brutal mit Elektroschockern, die teilweise in das Gesicht der Tiere gehalten wurden, auf Transporter zum Westfleisch-Schlachthof getrieben worden sind. Einige der Betriebe nehmen sogar an der "Initiative Tierwohl" teil und erhalten EU-Subventionen, damit die Tiere besser gehalten werden. "Die Liste der Verfehlungen ist sehr lang", so Peifer. Es wurden unmittelbar nach Sichtung des Bildmaterials die zuständigen Veterinärämter informiert, die meist schnell gehandelt, eine Kontrolle durchgeführt und dabei die Missstände selbst vorgefunden haben. Teilweise haben die Ämter selbst Strafanzeige erstattet.
Auch das Deutsche Tierschutzbüro hat gegen alle sieben Betriebe Strafanzeige erstattet, wobei die Staatsanwaltschaften bereits in allen Fällen die Ermittlungen aufgenommen haben. "Am meisten schockiert mich, dass die dokumentierten Westfleisch-Zulieferbetriebe zufällig ausgewählt worden sind und in allen Betrieben katastrophale Zustände und Gesetzesbrüche vorgefunden wurden. Die Tierquälerei hat System", sagt Peifer. Auf der Westfleisch-Website wurden einzelne Zulieferbetriebe in sogenannten "Hofportraits" dargestellt, es wurde in die Kamera gelacht und der "Bauer von nebenan" präsentiert. Über eben diese Hofportraits wurden die Betriebe ausgewählt, welche dokumentiert wurden. Nach Bekanntwerden der Bilder hat Westfleisch die Hofportraits von der Website genommen. "Offenbar hat der Konzern Angst, dass noch weiteres Bildmaterial aus weiteren Stallungen veröffentlich wird", so Peifer. Daneben hat Westfleisch angekündigt, mehr Kontrollen durchzuführen. Dabei kontrolliere das Schlachtunternehmen nach eigener Darstellung ohnehin schon alle Bereiche. Zudem stünde der Tierschutz im Fokus und es gäbe ein Tierschutzmanagement.
Damals sorgte die Veröffentlichung der Bilder für großes Aufsehen, selbst der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir meldete sich zu Wort. Aus der Politik und von Behördenseiten wurde eine "lückenlose" Aufklärung gefordert. Auch Westfleisch selbst gab damals an, dass die Bilder "betroffen machen", man die Anschuldigungen "sehr ernst nehmen und ihnen mit aller Entschiedenheit nachgehen würde". "Jetzt, nach 2 Monaten, ist einfach überhaupt nichts passiert" kritisiert Peifer und ergänzt: "Bis heute arbeitet Westfleisch mit den Skandalbetrieben zusammen - Aufklärung sieht anders aus".
Das Deutsche Tierschutzbüro sieht darin ein großes Problem. "Immer wieder decken wir und auch andere Organisationen Tierquälerei auf, der Aufschrei in der Bevölkerung ist groß, die Politik fordert Aufklärung und die Fleischkonzerne bzw. die betroffenen Betriebe machen einfach nichts" so Peifer. Die Tierrechtsorganisation sieht sich in der Untätigkeit (klingt vielleicht besser) dem "nicht-Handeln" von Westfleisch erneut darin bestärkt, den Menschen die vegane Lebensweise zu empfehlen/ näher zu bringen, denn so kann den Schweinen und all den anderen Tieren, die in der Massentierhaltung leiden, wirklich und vor allem nachhaltig geholfen werden.
Weitere Informationen unter https://www.tierschutzbuero.de/westfleisch-skandal
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