Kontrollen zeigen massive Tierschutzprobleme auf: Hunderte von Schweinemastbetrieben in NRW betroffen
07.04.2021
Politik, Recht & Gesellschaft

Aber nicht nur in Niedersachsen gab es Verstöße gegen das Tierschutzgesetzt, auch in Nordrhein-Westfalen waren Fälle zu verzeichnen. So deckten die Tierrechtler*innen Missstände in kleinen Familienbetrieben aber auch in großen Mastanlagen auf. "Ob groß oder klein, die Tierquälerei findet leider in allen Betrieben statt, denn das Tier wird nur als Ware gesehen mit dem man viel Geld verdienen will" so Peifer. Seit Jahren bringt das Deutsche Tierschutzbüro solche Zustände in die Öffentlichkeit und seit Jahren versichern die Landwirtinnen und die Politik, dass dies "nur" bedauerliche Einzelfälle sind.
Eine erst vor kurzem öffentlich gemachte Untersuchung des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem 4. Quartal 2019 zeigt jetzt auf, dass hunderte von Schweinemastbetrieben betroffen sind. Offenbar wurden die Veröffentlichungen von Tierrechtler*innen von den Behörden zum Anlass genommen unangemeldete Kontrollen in gleich 380 Betrieben durchzuführen. Im Rahmen von Schwerpunktkontrollen wurden Schweinebestände kontrolliert, und das mit einem verheerenden Ergebnis. So hatten knapp 230 Betriebe (rund 60 %) mindestens einen tierschutzrelevanten Mangel, 90 Betriebe hatten gleich mehrere Tierschutzmängel. Die Mängel bezogen sich primär auf die Unterbringung, Versorgung sowie Separierung von kranken und verletzten Tieren. So hatten 70 % der kontrollierten Betriebe keine geeignete Krankenbucht. Besonders pikant ist, dass in knapp 40 Betrieben (rund 14%) angegeben wurde, dass eine Nottötung von kranken und verletzten Tieren selbst durchgeführt würde. Bei den Kontrollen wurden aber keine geeigneten Betäubungsgeräte vorgefunden. "Das deckt sich mit den Ergebnissen unserer Undercover-Recherchen, die wir regelmäßig veröffentlichen" so Peifer, der dabei auf eine Recherche von Ende 2019 in Warendorf (bei Münster/NRW) hinweist. Auch in diesem Betrieb wurden die Schweine nicht ordnungsgemäß notgetötet, es kam zu einem Anwendungsfehler der Elektrozange mit dem Ergebnis, dass die Betäubung unvollständig war. Der totbringende und gesetzlich vorgeschriebene Kehlschnitt erfolgte in dem dokumentierten Betrieb überhaupt nicht. Auch Ferkel wurden einfach auf den Boden geschlagen um sie zu töten.
Das Deutsche Tierschutzbüro kritisiert, dass das Landwirtschaftsministerium das Ergebnis der Untersuchung erst jetzt, also rund 1,5 Jahre später veröffentlicht. "Offenbar war die Ministerin selbst schockiert" so Peifer. Die Tierrechtler*innen kritisieren aber vor allem die Folgen aus der Untersuchung. "Es soll eine Beratung geben und eine Arbeitsgruppe gegründet werden, dabei leiden die Tiere jetzt in den Ställen und niemand hilft ihnen" so Peifer. Wie viele Skandale braucht es noch, damit den Tieren wirklich geholfen wird?
Durch die Untersuchung und den Umgang mit den Ergebnissen fühlen sich die Tierrechtler*innen in der Forderung nach einer pflanzlichen Lebensweise gestärkt. "Wer jetzt den Tieren helfen will, der sollte aufhören sie zu essen" so Peifer abschließend.
Link zur Untersuchung.
Veröffentlichungen aus Schweinemastbetrieben in NRW:
2020: https://www.tierschutzbuero.de/toennies-toetet
2019: https://www.tierschutzbuero.de/youtuberundercover (u.a. Nottötung von Schweinen)
Veröffentlichungen zum Thema Schweinemast (Nottötung), Ende 2020
2020: https://www.tierschutzbuero.de/toennies-quaelt-weiter
2020: https://www.tierschutzbuero.de/tierqual-im-tierwohlstall
Bildmaterial auf Anfrage.
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