Debatte um die Macht des Wortes zieht weite Kreise
26.04.2012 / ID: 58125
Politik, Recht & Gesellschaft
An der Debatte um eine öffentliche Macht des Wortes, die der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) angestoßen hatte, beteiligen sich immer mehr prominente Vertreter aus Politik, Medien und Gesellschaft. So kritisiert der ehemalige Vorsitzende des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, dass kaum noch ein Verantwortlicher aus der Wirtschaft eine freie Rede halte. "Kann er auch nicht, da es sich nicht um seine Gedanken handelt", so Henkel. Oft lausche man ergriffen einem Vorstandsvorsitzenden, "um später feststellen zu müssen, dass er Gottfried Wilhelm Leibniz zwar zitierte, ihn aber für den Erfinder der Hannoveraner Kekse" halte.
Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, hält die der öffentlichen Rede zugesprochene Wirkungsmacht für überzogen. Die wahre Macht liege bei Finanzmärkten und nicht in dem Wort hochrangiger Politiker. In Zeiten des Machtverlusts der Staatlichkeit gegenüber anonymen Finanzmärkten breite die magische Vorstellung einer Macht des Wortes "den Mantel beredten Schweigens über eine gesellschaftliche Praxis aus, die wenigen nützt und vielen schadet", kritisiert Gysi in seinem Beitrag. Die Macht der Finanzmärkte gerate bei Medien und Gesellschaft aus dem Blick.
VRdS-Präsident Dr. Vazrik Bazil hatte in der Diskussion um den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff die These aufgestellt, dass Macht und Wirkung einer Rede von der Authentizität des Redners abhängen. "Reden müssen nicht nur Hand und Fuß haben, sondern auch ein Gesicht, das der öffentlichen Rolle entspricht", schrieb Bazil. Erfülle der Redner seine öffentliche Rolle nicht, verliere auch sein Wort an Gewicht.
Alan Posener, Korrespondent für Politik und Gesellschaft der Zeitung "Die Welt", sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen der öffentlichen Rolle eines Präsidenten und der Macht seiner Worte. "Die Bundespräsidenten haben eben nicht die Funktion, durch die Rede zu wirken. Das haben auch die meisten Präsidenten verstanden", so Posener. Ein Bundespräsident solle den Bürgern nichts vorschreiben und sie nicht belehren. Aufgabe von Politik sei es vielmehr, in einfachen Worten zu erklären, worum es bei Entscheidungen geht. Alan Posener: "Mehr wollen wir Bürger von unseren Vertretern nicht. Das ist freilich viel."
Auch der Kommunikationsberater Peter Sprong sieht die machtvolle Wirkung eines Bundespräsidenten mit Zurückhaltung: Solange ein Bundespräsident wie nunmehr Joachim Gauck Orientierung gebe, werde sie Wirkung zeigen, und manch einer werde dies als Macht der Worte verstehen. "Dort aber, wo seine Worte der Orientierung auch solche der Eindringlichkeit werden, wo der Vater nicht nur Weisheit, sondern Strenge spüren lässt, ist Widerstand absehbar." Es gebe eine Sehnsucht nach einer Macht der Worte. Traue sich aber jemand tatsächlich einmal ein klares oder gar forderndes Wort, folge "dem Entzücken das Entsetzen auf dem Fuße", so Sprong.
Der VRdS hatte mit der Kolumne von Vazrik Bazil auch die Wirkung von Reden in der Öffentlichkeit und die Rolle der Medien bei der Vermittlung von Reden hinterfragt. Da nur noch wenige Menschen Redner und Rede unmittelbar erleben, reime sich "die Öffentlichkeit aus Redefetzen und Zitaten, die Medien ihr vermitteln und in Kommentare einbetten, das Ganze zusammen", so Bazil. Um dies zu verbessern, seien nicht nur die Medien gefordert. An die Adresse von Rednern und Redenschreibern gerichtet, forderte Bazil, dass inhaltliche Zusammenhänge knapp und für die Menschen verständlich dargestellt werden.
Die Kolumne und alle Entgegnungen sind im Internet abrufbar unter http://www.vrds.de/aktuelles-presse/kolumne/macht-der-rede.php
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