Energiegenossenschaft Rhein-Ruhr: Brexit gefährdet weltweite Klimaschutzziele
07.07.2016
Umwelt & Energie
Sowohl der Klimawandel als auch der Brexit bewegen zurzeit die Gemüter. Gerfried I. Bohlen, Vorstandsvorsitzender der bundesweit agierenden Energiegenossenschaft Rhein-Ruhr eG (EGRR), sieht massive negative Auswirkungen des Brexit auf das weltweite Klimaschutzabkommen. So sei das Ziel mehr als gefährdet, den globalen CO2-Ausstoß wie geplant auf Null zurückzufahren.
"Geplant war, alle britischen Kohlekraftwerke bis 2025 stillzulegen. Dieses Vorhaben ist jetzt Makulatur, denn das Land kann den Energiebedarf durch Primärenergiequellen nicht decken", erklärt Bohlen. Obwohl Großbritannien innerhalb der Europäischen Union nach den Niederlanden der zweitgrößte Produzent von Erdgas ist, lag die Importquote im Jahr 2011 bereits bei rund 44 Prozent. "Auch auf globaler Ebene steigt der Bedarf stetig an. Damit verbunden ist eine Importabhängigkeit in Europa." Durch den Kursabfall der Währung von aktuell rund zehn Prozent sei ein Agieren Großbritanniens an den Europäischen Handelsmärkten erschwert.
"Als erschreckende Maßnahme muss das Land aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten die Laufzeit seiner Kohlekraftwerke bis zum Nimmerleinstag verlängern, obwohl moderne Gaskraftwerke im Vergleich mehr als 50 Prozent CO2 einsparen. Ich befürchte zudem, dass mittelbar die Investitionsmöglichkeiten nicht ausreichen, um Kraftwerke umzurüsten oder neu zu bauen", so Bohlen.
Neben Kohlekraftwerken setzt das Königreich verstärkt auf Kernreaktoren. Subventionen für erneuerbare Energien werden hingegen gekürzt. Besonders Solaranlagen und Windparks an Land seien von den Maßnahmen der Regierung betroffen. Ein auffälliger Trend bestehe jedoch darin, dass erneuerbare Energien immer stärker in den Fokus institutioneller Investoren rücken, da die Renditen auf klassische Anlagen wie Staatsanleihen immer weiter sinken.
"Statt aus dieser Konstellation ein zukunftsfähiges Marktdesign zu schaffen, werden Investoren nach dem Brexit sehr zurückhaltend den Energiemarkt in Großbritannien analysieren und ihre monetären Engagements auf Eis legen", bemängelt der Dinslakener Energieexperte. "Das Ziel, die Kohlenstoffdioxide weltweit zwischen 2045 und 2060 auf Null zurückzufahren, ist so nicht realisierbar." Allein das britische Kohlekraftwerk "Drax Power Station" verzeichne einen jährlichen CO2-Ausstoß von 20,3 Millionen Tonnen. "Die Lösung kann nur sein, dass Menschen, die an einer lebensfähigen Zukunft interessiert sind, zueinanderfinden und als Regulativ zukunftsweisend mitwirken."
Bildquelle: Vanessa Leißring
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