Aufgedeckt: Auch Simon-Fleisch aus Wittlich arbeitet mit der größten Schweinemast Niedersachsens zusammen
22.09.2020
Vereine & Verbände
Letzte Woche hat das Deutsche Tierschutzbüro Bildmaterial aus der größten Schweinemast Niedersachsens in Sustrum Samtgemeinde Lathen(Emsland) veröffentlicht. In dem Betrieb werden jedes Jahr 45.000 Schweine gemästet. Die Videoaufnahmen zeigen, wie dicht gedrängte Tiere in ihrem eigenen Kot stehen müssen. Viele der Tiere weisen zum Teil sehr schwere Verletzungen auf, die nicht über Nacht entstanden sind. So sind unbehandelte, blutige Verletzungen, riesige Tumore und Abszesse zu sehen. Teilweise können die Tiere nur noch humpeln. Auch sind tote zwischen den lebenden Tieren zu sehen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Krankenbucht ist auf den Aufnahmen nicht zu erkennen. Besonders schlimm, das Trinkwasser wurde über Nacht abgestellt, um mehr Profit zu machen. Zudem waren an vielen Stellen die Spaltenbreiten des Spaltenbodens 10 cm breit, gesetzlich vorgeschrieben sind jedoch maximal 2 cm. Das bürgt eine große Verletzungsgefahr für die Tiere.
Bei dem Betrieb handelt es sich um einen Zulieferer des Schlachthof-Riesens Tönnies, aber auch von Simon-Fleisch. So wurden z.B. Mitte Juli 2020 185 Schweine von der Mastanlage nach Wittlich transportiert und dort geschlachtet. Simon-Fleisch ist mit 1 Mio. Schlachtungen pro Jahr der größte Schweine-Schlachthof in Rheinland-Pfalz. "Simon-Fleisch wirbt gerne mit Regionalität und kurzen Transportwegen, dabei schlachtet das Unternehmen auch Schweine aus der größten Mastanlage Niedersachsens, die 400 km entfernt ist" so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro e.V.
Unmittelbar nachdem die Aufnahmen erstellt worden sind, ist das zuständige Veterinäramt mit einer detaillierten Anzeige informiert worden. Bei einer Kontrolle hat das Amt weitestgehend die auf dem Videomaterial dokumentierten Missstände vorgefunden. Dem Betreiber sind nun Auflagen erteilt worden. "Fast wöchentlich decken wir und andere Tierrechtsorganisationen Missstände in Zucht- und Mastanlagen sowie Schlachthöfe auf, es muss endlich im Sinne der Tiere gehandelt werden" kritisiert Peifer.
Das Deutsche Tierschutzbüro kritisiert bei der aktuellen Aufdeckung erneut das System der Kontrollen. Laut einer kleinen Anfrage im Bundestag aus 2017 wird durchschnittlich ein landwirtschaftlicher Betrieb in Niedersachsen alle 21 Jahre überprüft. "Hier sieht man erneut, egal ob Kontrollen durch QS, dem Veterinäramt oder durch Tönnies bzw. Simon-Fleisch selbst, bringen einfach nichts" so Peifer und ergänzt "Wir fühlen uns in unserer Lösung, ausschließlich pflanzliche Produkte zu essen, mehr als gestärkt, denn kein anderer Bereich in Deutschland wird so wenig kontrolliert, wie landwirtschaftliche Tierhaltungsbetriebe".
Durch eine Strafanzeige, die das Deutsche Tierschutzbüro Anfang August gestellt hat, hat nun die Staatsanwaltschaft Oldenburg ihre Ermittlungen aufgenommen (AZ 1103 Js 53242/20). "Wir fordern nun harte Konsequenzen, Tierquälerei darf nicht unbestraft bleiben" so Peifer. Tönnies sah sich gezwungen zu handeln und hat den Zulieferer vorerst gesperrt. Simon- Fleisch teilte dem Deutschen Tierschutzbüro schriftlich mit, dass man von von seinem Geschäftspartner eine schriftliche Stellungnahme angefordert hat. "Konsequentes Handeln sieht anders aus" so Peifer abschließend.
Weitere Informationen: https://www.tierschutzbuero.de/toennies-tierqual/
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